Ein außergewöhnliches, unvergessliches und zeitlebens währendes Geburtstagsgeschenk
Gastartikel/Geburtsbericht von Josefina Pfrang, 26 Jahre alt, 1. Kind
Am 23.10.23 war alles noch so wie vorher.
Ich war noch so wie immer: Schwanger mit meinem ersten Baby. Ich hatte eine wunderbare Schwangerschaft bisher. Keine Beschwerden, mir und dem Babymann ging es prächtig. Wie im Bilderbuch quasi.
Errechneter Geburtstermin war der 28.10.23. Die Hebamme, die uns voraussichtlich bei unserer geplanten Hausgeburt begleiten sollte, meinte sogar, er würde sich wahrscheinlich noch Zeit lassen. Bis Anfang November oder so.
Nun denn, dann schenkte ich dem Ganzen Glauben.
Am Morgen des 23.10.23 saß ich dann in der Zulassungsstelle, um mein altes Auto abzumelden und noch zu verkaufen. Das war eines meiner noch zu erfüllenden Ziele, für mich, bis zu Geburt.
Und doch, war an diesem Tag alles anders. Es fühlte sich anders an.
Ich spürte immer wieder ein Ziehen und Druck im Unterbauch und etwas im Rücken. Doch ja, etwas vergleichbar mit Periodenschmerzen, wenn man dem Ganzen eine nähere Erklärung schenken mag. Also wackelte ich immer wieder beim Warten hin und her, atmete ab und an in mich hinein.
Ich dachte, dass dies wohl Übungswehen seien müssten. Hatte ich noch nicht bis dato gehabt. Also alles entspannt… oder?
Wobei ich irgendwie eine Vorahnung hatte, dass Großes bevor stand.
Mittags bemerkte ich, dass sich wohl der Schleinpfropf gelöst hat… okay ein weiteres Indiz, dass vielleicht die Geburt bald naht?
Dies schien mir aber nicht sicher genug, da die Wellen, die ich durch meinen Körper rollen spürte, noch sehr ertragbar waren.
Nachmittags war dann mein Auto verkauft.
„JETZT kannst du kommen!“, sagte ich spaßeshalber zu meinem Baby.
Nun ja, das schien er wörtlich zu nehmen…
Der Startschuss schien gegeben zu sein.
Abends wollten mein Mann und ich uns ins Bett legen, wie gewohnt, doch ans Liegen war nicht zu denken. Ich wünschte mir schlafen zu können, gleichzeitig war ich wach, etwas unruhig. Die Wellen waren stärker und kürzer geworden… Doch ich dachte immer noch, gut es sind Übungswellen. Dann bleibe ich halt wach und gehe ins Wohnzimmer, lasse meinen Mann schlafen.
Ich legte eine Delfingeräusche CD in den CD-Player und begann etwas meine Hüfte kreisend zu bewegen oder ich presste meinen unteren Rücken gegen den Türrahmen, während ich mich abstützte. Die meiste Zeit verbrachte ich bald halb über dem Gymnastikball liegend und wippen vor und zurück. Dabei tönte ich leise vor mich hin. Das war angenehm.
:So verbrachte ich mal mehr, mal weniger schwer atmend, ungefähr 4 Stunden mit den Delfinen meine Zeit. Bis ich dachte: „Okay. Wenn das Übungswellen sein sollten, diese wieder weg gehen würden, und dann wieder kommen… stopp, nein! Das Baby soll geboren werden und zwar heute.“
So fasste ich in mir den Entschluss!
Es war nach 12 Uhr, Mitternacht.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ murmelte ich mir selbst zu.
Mein Wunsch war eigentlich, dass mein Baby vor oder nach meinem Geburtstag kommen sollte.
Ja… Wie das manchmal so ist, bekommt man nicht immer das, was man sich vermeintlich wünscht bzw nicht wünscht, sondern das, was man braucht oder geschehen soll.
Also ließ ich den Gedanken los, macht mich frei und sagte zu meinem Baby: „Hugo, ich bin bereit. Komme! Ich freue mich schon auf dich! Lass uns diese Geburt zusammen meistern!“
Gesagt getan.
Ächzend und schwerer atmend, da die Wellen immer stärker wurden, wackelte ich zu meinem Mann und meinte: „Schatz! Ich glaube das ist keine Übung! Hugo will kommen!“ (Der Name stand schon zu Beginn der Schwangerschaft fest. Wir, als werdende Eltern, sprachen ihn auch während der Schwangerschaft schon immer mit Hugo an.)
Mein Mann sprang förmlich aus dem Bett und begann nun mitten in der Nacht die Vorbereitungen zu treffen. Mit Pool befüllen und Co.
Zuerst ließ er mir jedoch noch eine Badewanne ein, um zu schauen, ob durch das warme Wasser sich die Wellen verstärken würden oder lindern ließen.
Auch in der Wanne ließ ich mich von den Delfinklängen beschallen.
Bis ich plötzlich dachte: Schluss jetzt!
„SCHATZ, MACH DIE DELFINE AUS!“, rief ich mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht.
Er eilte herbei und machte die CD aus. Er half mir aus der Wanne und ich dackelte zurück in unser Wohnzimmer zum Gymnastikball.
Den Rest des Geburtsvorganges hörte ich keine Musik mehr. Ich wollte die Stille genießen und meine Gedanken neu ausrichten.
Das war ungefähr um 3 Uhr nachts.
Ich atmete mittlerweile wie ich es im Hypnobirthing Buch gelesen hatte, was mal mehr mal weniger hilfreich war und las immer wieder meine Affirmationen las ich durch (diese hatte ich an der Wohnzimmertür angebracht): „Ich bin unendlich weit!“ – „Ich vertraue meinem Körper und meinem Baby“ – „Ich ermächtige mich selbst!“
Dann geschah es, wie ich es öfter gelesen hatte: auf einmal war da ein kurzes Gefühl der Angst, es nicht zu schaffen. Und ich wurde kurz unsicher, und ich empfand unglaublichen Druckschmerz, als würde es mich zerreißen wollen.
Mein Mann bemerkte dies und meinte: „Komm Schatz, wir atmen mal zusammen! Du schaffst das! Ich glaube an dich!“
Gesagt getan. Er saß etwas erhöht auf einer Matratze und ich hockte vor ihm. Stirn an Stirn atmeten wir gemeinsam und „omten“ beim Ausatmen.
Ich merkte, dass meine Unsicherheit wieder weniger wurde und der Druck wieder auszuhalten.
Pschht! Die Fruchtblase platze, filmreif, meinem Mann auf die Füße!
„Okay, jetzt glaube ich sind es wirklich keine Übungen mehr“, meinte mein Mann lachend und wählte etwas aufgeregt die Nummer unserer Hebamme.
Diese wollte, noch sichtlich verschlafen – es war kurz vor 4 Uhr morgens – dass ich ihr doch bitte mal in den Hörer stöhnen sollte, während ich meine Wellen veratmete.
Das empfand ich als etwas seltsam, und meinte nach kurzer Zeit, etwas genervt: „Und, was ist jetzt!?“
„Ich komme, es scheint ernst zu sein!“, war die Antwort. Sie hatte ungefähr eine Stunde Anfahrtsweg.
„Ach was?“ dachte ich innerlich und atmete weiter.
Ich spürte, jetzt befinde ich mich an dem Punkt, an dem ich mich voll aufrichten musste (raus aus der gebückten Haltung, auch wenn es schwer fiel) und dem Geburtsprozess vertrauen musste.
Aus diesem Grund wollte ich fühlen, ob ich schon etwas spüren konnte. Und tatsächlich. „Schatz! Ich kann den Kopf fühlen, Hugo scheint viele Haare zu haben!“ Ich lachte leicht. Dies schenkte mir neue Kraft!
„Ab in den Pool mit dir!“, sagte er. Und half mir auf dem Weg dorthin. Dieser befand sich im Wintergarten. Das Licht war gedimmt, das Feuer knisterte im Kamin und erfüllte den Raum mit Wärme.
Unsere Hündin beschnupperte den Pool und beobachtete alles ruhig. Sie war meine Geburtsmentorin gewesen und hatte den ganzen Prozess die letzten Stunden stumm und wachend aus ihrem Körbchen heraus beobachtet.
Im Pool spürte ich die wohlige Wärme und atmete weiter. Während, mal im Vierfüßlerstand dann jedoch wieder hockend, auch weiterhin mein „OM“ summte und tönte.
In mir kreisten, wie in Dauerschleife, die Worte „ich bin unendlich weit und weich“.
Immer wieder verspürte ich den Druck von Hugos Köpfchen und sprach zu ihm: „Warte noch kurz, nochmal zurück, gib uns noch ein wenig Zeit, sonst reißt Mama!“
Er schien meine Worte zu verstehen und tat es, so verharrten wir noch einige Sekunden. Und dann merkte ich: „JETZT, nimm allen Mut zusammen und press ihn atmend raus.“
Und das tat ich.
Der Kopf war unter Wasser geboren. Ein unglaubliches Gefühl durch wallte meinen Körper.
„Schatz komm schnell! Das Köpfchen ist da!!!“
„WAS?! Ich komme!!“ Er eilte herbei und mit dem nächsten Pressatmen gebar ich Hugo in die Arme meines Mannes, der ihn dann unter Wasser gleiten ließ. Ich drehte mich um die Nabelschnur und er legte ihn mir auf die Brust.
Hugo weinte nicht, sondern schaute mit großen Augen seine Umgebung an.
„Willkommen auf Mutter Erde, kleiner Hugo!“
In diesem Moment klingelte es an der Tür. Die Hebamme war da, kurz nach 5 Uhr.
Sie war baff und unglaublich stolz auf das, was wir geleistet hatten und war überrascht, wie fit ich war, nach der Geburt. Blutdruck und Puls waren nicht erhöht. ;)) Auch hatte ich nur eine minimale Schürfung, alles war in Takt, Damm unversehrt, nicht eingerissen.
Baby Hugo ging es gut, er war etwas bläulich und sein Schädel etwas verformt, jedoch nur minimal. Sonst erging es ihm prächtig und nach ungefähr einer halben Stunde, gebar ich mit Hilfe der Hebamme die Plazenta (außerhalb des Pools) und legte dann auch Hugo das erste Mal an die Brust zum Trinken an, was nach kurzem Probieren gelang.
Die Nabelschnur ließen wir mit Hugo und der Plazenta verbunden. Wir wollten eine Lotusgeburt machen. Nach zirka 12 Stunden entschieden wir uns dann für die Abnabelung. Alles erschien uns übertragen. Körperlich wie energetisch. Und Hugo wirkte nach der Abnabelung und der neu gewonnenen Freiheit sichtlich erleichtert.
Ich fühlte mich so berauscht und glücklich, als flöge ich. Und war sehr stolz auf mich selbst, dass die Geburt so stattfand, wie ich sie die Schwangerschaft hindurch visualisiert hatte. Und auch dass wir, mein Mann und ich, es alleine geschafft hatten.
Dieser Wunsch nämlich war ca. 2 Monate vor der Geburt manifestiert worden, nachdem ich das Buch „Meisterin der Geburt“ von Jobina Schenk gelesen hatte.
Die Geburt meines Sohnes und dadurch die Geburt in meine Rolle als Mutter, ist die ermächtigenste und transformierendeste Erfahrung, die ich bisher habe machen dürfen!
Ich wünsche allen Frauen und Leserinnen: Habt Vertrauen in euren Körper. Er verfügt über alle Hilfen und Mittel, wenn wir unsere Angst loslassen und ihn machen lassen.
Ihr könnt alles schaffen und erreichen, was ihr euch vorstellt/visualisiert und es dabei mit ganzem Herzen mit Leib und Seele fühlt. Es ist möglich, wenn wir unsere inneren, selbst erschaffenen Begrenzungen ablegen können.
Und: Sprecht mit eurem Baby! Es versteht euch. Und ihr könnt die Geburt als erste gemeinsame Herausforderung gemeinsam meistern!
Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, sowie auch für meinem Mann, dass er mich darin unterstützt hat und mir das Vertrauen geschenkt hat, mich machen ließ und einfach da war!
Josefina