Was tun, wenn dein Kind einen Wutanfall hat?
Hier kriegst du Hilfe: Danielle Graf und Katja Seide, die Autorinnen des genialen und erfolgreichen Elternblogs www.gewuenschtestes-wunschkind.de haben im Oktober 2016 ihr erstes Buch im Beltz Verlag veröffentlicht. Der Titel lautet: „Das gewünschtetste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen.“* Heute möchte ich dir dieses Buch vorstellen, das für mich eindeutig in die Kategorie: Bester Kleinkind-Ratgeber aller Zeiten gehört.

Der entspannte Weg durch Trotzphasen
Aktuell schon seit 8 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste!

Nachdem ich das Buch im Herbst 2016 gelesen hatte, wollte ich es eigentlich direkt auf meinem Blog vorstellen. Trotzdem habe ich es immer wieder vor mir hergeschoben. Warum? Weil in eine Buchrezension für mich die wichtigsten Aussagen eines Buches zusammengefasst gehören. Nur ist es in diesem Fall aber so, dass ich wirklich nahezu alles aus dem Buch wichtig finde. Mein Mann hat das Buch direkt nach mir kapitelweise zu lesen begonnen. Nach ein paar Tagen bestätigte er mir: „Das Buch lohnt sich für jedes einzelne Kapitel.“ Wieder ein paar Tage und viele aufgegangene Lichter später, ergänzte er dann: „Dieses Buch müsste eigentlich Pflichtlektüre für jeden sein.“

Jap. Sehe ich auch so.

Und deshalb nehme ich heute endlich die Tastatur in die Hand und gebe dir einen groben Überblick über den Inhalt.

Die Wut der Kinder

Der erste Teil des Buches widmet sich der Wut der Kinder. Hier wird anhand zahlreicher Beispiele anschaulich erklärt, wie das Gehirn eines Kleinkindes funktioniert und warum es manchmal gar nicht anders kann, als wegen eines zerbrochenen Kekses einen Wutanfall zu bekommen. Neuste wissenschaftliche Informationen zur Entwicklung seines Gehirns ermöglichen es uns so, das Verhalten unserer Kinder plötzlich zu verstehen.

Ein einjähriges Kind, das gerade sprechen lernt, kann beispielsweise das kleine Wörtchen „nicht“ noch nicht verarbeiten. Es versteht zunächst nur die Substantive und starken Verben eines Satzes. Wenn du also zu deinem Kind sagst: „Nicht am Kabel reißen!“, kommt bei deinem Kind an: „Kabel reißen!“, was es dann auch tun wird. Es wird daher auch nicht verstehen, warum du dich darüber ärgerst, wenn es weiterhin fröhlich am Kabel reißt. Für dich scheint es aber, als würde dich dein Kind absichtlich provozieren wollen. Für eine erfolgreiche Kommunikation ist dieses Hintergrundwissen daher unglaublich wichtig. In obigem Beispiel wäre es also besser, es positiv zu formulieren: „Lass das Kabel los!“

Die Wut der Eltern

Wenn du deinem Kind Absichten unterstellst, die es gar nicht hat, kann es sein, dass dein Kind ausrastet. Und du gleich mit. In dieser Situation hilft der zweite Teil des Buches: die Wut der Eltern.
Hier geht es um das herbeigesehnte Loch im Erdboden, wenn sich dein Kind im Supermarkt auf den Boden schmeißt. Oder darum, wie du dein Kind wütend anbrüllst, weil es auf die befahrene Straße gerannt ist, dabei bist du eigentlich nur heilfroh, dass deinem liebsten Schatz nichts passiert ist. Und es geht um Wutgefühle, die unbewusst in dir ausgelöst werden, weil sie Erfahrungen aus deiner Kindheit triggern. Deine Wut wird zwar gelegentlich von deinen Kindern ausgelöst, aber häufig sind sie nicht die wirkliche Ursache dafür.

In diesem Kapitel erhältst du auch konkrete Handlungstipps. Vielleicht kennst du die Situation, dass dein Kind weint und quengelt, obwohl scheinbar gar nichts ist. Irgendwann bist du nur noch genervt und sagst: „Ist doch gar nichts passiert! Jetzt hör doch mal auf zu jammern!“ Leider hilft dieser Satz nicht im Geringsten. Im Gegenteil, dein Kind wird, wenn es so etwas öfter hört, seinen eigenen Gefühlen nicht mehr vertrauen. Vielleicht wird es sich zukünftig zwar zusammenreißen, doch das bedeutet nur, dass es seine Emotionen unterdrückt und nicht lernt, authentisch damit umzugehen.

Was solltest du als Mutter tun, wenn dein Kind scheinbar ohne Grund jammert?

Nimm dein Kind ernst und mach dir klar, dass es in diesem Moment vielleicht gar keine bestimmte Lösung braucht, sondern einfach mal fest in den Arm genommen werden will, weil es traurig ist. Kann es sich in deinen Armen ausweinen und seine Gefühle zulassen, wird es nach einer Weile Kraft tanken und gestärkt aus der Situation hervorgehen. Sei einfach da für dein Kind und tröste es. Wenn du dich darauf einlassen kannst, wird auch deine innere Wut verschwinden, da du dann nicht mehr das Gefühl hast, die Situation ist unlösbar, sondern dich deinem Kind ganz bewusst liebevoll zuwenden kannst.

Der nächste Teil des Buches beinhaltet konkrete „Übersetzungshilfen für Eltern kleiner Wutwichtel“. Was will dein Kind dir sagen, wenn es dich „Scheißkack Mama“ nennt? Was soll sein provozierendes freches Grinsen, wenn es genau weiß, dass du dich gerade geärgert hast? Warum scheint dein Kind nicht zu kooperieren?

Autonomie und Kooperation

Dem Thema Autonomie des Kindes fördern, doch trotzdem seinen Kooperationswillen bestärken, ist ein weiterer großer Teil des Buches gewidmet. Zahlreiche Beispiele mitten aus dem Leben von Bloglesern werden hier wiedergegeben und näher beleuchtet.

Schließlich endet das Buch mit einer wahren Schatztruhe an Tipps und Tricks für einen entspannten Alltag. Für die typischen Situationen wie „mein Kind will sich nicht anziehen“, „mein Kind lässt sich nicht wickeln“, „jeden Abend das Drama beim Zähneputzen“ oder „mein Kind läuft ständig weg“ und einige andere, werden hier wertvolle Vorschläge genannt, wie du damit umgehen kannst, ohne dass es immer wieder zu Konflikten zwischen dir und deinen Kindern kommt. Schau dir dazu auch  meinen Artikel Wie du Übergänge liebevoll begleitest und dadurch Wutanfälle vermeidest.

Grenzen sparsam setzen

Trotzdem machen die Autorinnen auch deutlich:

„Bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet […] nicht, dass es die Aufgabe der Eltern ist, Frustrationen um jeden Preis vom Kind fernzuhalten.“ (S. 235)

Im Gegenteil, es ist wichtig für die Entwicklung des Kindes zu lernen, dass auch andere Menschen Wünsche und Bedürfnisse haben, die sich nicht immer mit ihren eigenen vereinbaren lassen. Du solltest daher auch deine eigenen Grenzen deutlich machen. Und das heißt nicht, dass du künstliche Grenzen erschaffen musst, denn im Alltag ergeben sich schon genug Grenzen von alleine. Wenn du unsicher im Umgang mit der Grenzenfindung bist, helfen dir sicher folgende sechs Fragen, auf die im Buch näher eingegangen wird:

  1. Ist es lebensgefährlich?
  2. Ist es problematisch, wenn es kaputtgeht?
  3. Verletzt es die Grenzen eines anderen?
  4. Ist das Nein ein Nein aus Bequemlichkeit?
  5. Sind die Kinder entwicklungspsychologisch in der Lage, das Nein einzuhalten?
  6. Tut ein Ja den Eltern weh?

Was kann ich tun, wenn mein Kind einen Wutanfall hat?

Wenn wir für unser Bedürfnis einstehen, kann es sein, dass unser Kind nicht damit einverstanden ist und einen Wutanfall bekommt. Mit die wichtigste Frage für lesende Mütter ist daher sicherlich: Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind sich auf den Boden wirft und vor Wut fast platzt?
Wenn du es nicht abwarten kannst, die Antwort der Autorinnen dazu zu lesen, empfehle ich dir schon mal diesen ausführlichen Blogartikel: Trotzphase – Umgang mit Wutanfällen in der Autonomiephase

Eine super Technik, um mit den Kindern in Kontakt zu kommen, finde ich das Spiegeln. Denn oft ist es schwierig, überhaupt an die Kinder ranzukommen, wenn sie in ihrem Anfall sind. Sie schreien und rufen ihr Anliegen hinaus und wollen vielleicht überhaupt gar nicht wissen, was du dazu zu sagen hast.
Indem du ihre Reaktion im ersten Schritt spiegelst, schaffst du es vielleicht, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen um daraufhin ruhig mit ihnen alles weitere zu besprechen. Spiegeln bedeutet, dass du ihre Reaktion spiegelst, indem du ihre Worte bekräftigst. Wenn dein Kind also schreit: „Ich will aber noch ein Eis!“, nachdem du ihm gerade erklärt hast, dass keins mehr da ist, zeigst du Verständnis, indem du wiederholst: „Ja. Du willst noch ein Eis! Und du bist sauer, weil keins mehr da ist!“

Dein Kind wird dann viel eher aufhorchen, als wenn du ständig wiederholst: „Es gibt aber keins mehr…“ Wenn das Kind merkt, dass du sein Anliegen wirklich verstehst, kommt es vielleicht für einen Moment aus seiner Wut heraus und ihr könnt in Ruhe eine Lösung suchen: „Ich verstehe, dass du gerne noch ein Eis möchtest, ja. Leider haben wir keins mehr da. Vielleicht hast du ja Lust, jetzt eine Kiwi zu essen, und heute Nachmittag machen wir einen Spaziergang zum Supermarkt und kaufen noch ein Eis?“

Zum Schluss…

Jeder Wutanfall ist sicherlich eine neue Herausforderung für dich. Aber du kannst durch Wutanfälle auch viel lernen. Über dich, über dein Kind und über deine Beziehung zum Kind.
Zum Abschluss möchte ich gerne noch den wunderschönen letzten Satz aus dem Buch zitieren:

„Jeder Wutanfall bringt unsere Kinder ein Stück weiter. Wir sollten Wutanfälle nicht als Übel betrachten, sondern als Erfahrungen, als „Wehen“, die vielleicht schmerzhaft, aber notwendig sind, um am Ende das schönste Wunder überhaupt hervorzubringen: autonome und empathische Menschenkinder.“ (S. 269)

So, mein Mann hat mich schon gefragt, wo das Buch ist, er habe es schon überall gesucht. Dann bringe ich es jetzt mal wieder zurück!

Jetzt würde mich interessieren, ob du das Trotzphasen-Buch schon gelesen hast? Und wenn ja, wie hat es dir gefallen? Ich freue mich, dich in den Kommentaren zu lesen!

Quelle: Katja Seide, Danielle Graf (2016): Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen.* Beltz Verlag

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DAS Buch für den entspannten Weg durch Trotzphasen
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