Wusstest du, dass die Anwesenheit einer Doula bei der Geburt die Geburtsdauer im Schnitt um 2 Stunden verkürzt?* In folgendem Interview mit der Doula Jennifer Hähnel wirst du diesen leider viel zu unbekannten Beruf genauer kennenlernen. Vielleicht hast du schon davon gehört, dass Doulas Frauen bei der Geburt begleiten. Aber was genau macht eigentlich eine Doula und wie findest du eine?

Was ist eine Doula und welche Aufgaben übernimmt sie während der Geburt?

Jennifer Hähnel: Eine Doula ist eine geburtserfahrene Frau, die einer werdenden Mama und ihrem Partner vor, während und nach der Geburt als Vertrauensperson emotional und physisch zur Seite steht. Sie umsorgt, unterstützt, informiert, tröstet, ermutigt und hilft, sich vertrauensvoll auf das Geburtsgeschehen einzulassen und dieses aktiv mitzugestalten. Die Doula kümmert sich intensiv um die Frau und Ihren Partner und ist die gesamte Dauer der Geburt anwesend. Sie sorgt dafür, dass sich die Frau in einer Umgebung befindet, in der sie sich sicher und geborgen fühlt und somit eine selbstbestimmte Geburt erlebt.

Woher kommt der Beruf der Doula? Was ist der geschichtliche oder gesellschaftliche Hintergrund?

Die Doula ist nichts Modernes! Die Tradition der Doula ist uralt. Seit jeher begleiten Frauen sich gegenseitig bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. In vielen Kulturen war oder ist es üblich, dass eine Gruppe Frauen zusammenkommt, um die Gebärende zu unterstützen und zu umsorgen.

Begleitet die Doula Frauen auch vor und nach der Geburt?

In der Regel beinhaltet das Pauschalpaket 2-3 Treffen vor der Geburt, um sich besser kennenzulernen und zu besprechen, was einem während der Geburt wichtig ist. Und auch nach der Geburt steht die Doula den Eltern bei 2-3 Treffen zur Verfügung.

Was ist der Unterschied/Vorteil einer Doula gegenüber einer Hebamme?

Die Doula hat keinerlei medizinische Aufgabe und ersetzt auch nicht die Hebamme oder anderes medizinisches Personal, sondern ergänzt das Geburtsteam! Sie kann sich deshalb ganz auf die Frau konzentrieren.

Wie viel kostet eine Doula-Begleitung und übernimmt die Krankenkasse die Kosten dafür?

Die Kosten für eine Doula werden nicht von der Krankenkasse übernommen und sind eine reine Privatleistung. Diese Kosten variieren je nach Region und Intensität, liegen meist zwischen 400 und 700 Euro.

Meistens bietet die Doula ein „Gesamtpaket“ das mit einer Pauschale honoriert wird an. Das Kennenlerngespräch ist in der Regel kostenlos.

Nehmen besonders alleinstehende Frauen Doulas in Anspruch?

Definitiv nein! Auch die Partner/Partnerinnen oder andere Begleitpersonen, die bei der Geburt dabei sein werden, profitieren von einer Doula. Alleine das Wissen, dass man sich während der Geburt mal einen Kaffee holen, frische Luft tanken oder einfach mal Durchatmen kann, die Frau aber nie alleine ist, ist sehr beruhigend. Auch kann die Doula nochmal Handgriffe zur Erleichterung zeigen und man kann sich ggf. dabei abwechseln.

Was für eine Ausbildung haben Doulas?

Doulas haben sowohl theoretische als auch praktische Ausbildung. Kurse über die körperlichen Vorgänge während der Geburt und mögliche Methoden der Unterstützung und ihre Wirkung gehören zum theoretischen Teil. Beim praktischen Teil muss die angehende Doula in mind. einem Geburtsvorbereitungskurs hospitieren und auch schon während der Ausbildung Geburten begleiten.

Die Ausbildung kann in Deutschland entweder bei Doulas in Deutschland e.V.  oder der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung (GfG) absolviert werden.

Wo finde ich eine geeignete Doula für mich?

Sowohl beim Verein Doulas in Deutschland  als auch bei der GfG  gibt es Listen um eine Doula in seiner Nähe zu finden. Auch helfen die Doulas sich untereinander eine Kollegin in der Nähe zu finden.

Wie ist der genaue Ablauf, wenn ich mich für eine Doula entschieden habe?

Hast du eine Doula gefunden, die in Frage kommt, wird es als erstes ein kostenloses Kennenlerngespräch geben, bei dir geklärt wird, ob die „Chemie“ stimmt.

Das Paket „Doulabetreuung während der Schwangerschaft und Geburt“ beinhaltet in der Regel:

  • 2 Treffen vor der Geburt
  • 24-Stunden Rufbereitschaft ab 10 Tagen vor dem errechneten Geburtstermin bis zur Geburt
  • Geburtsbegleitung von Anfang bis ca. 1-2 Stunden nach der Geburt
  • persönlicher Geburtsbericht und Fotos (wenn gewünscht)
  • 2 Treffen nach der Geburt

Vielen Dank für das Interview liebe Jennifer!

Doula Jennifer Hähnel

Jennifer Hähnel ist zweifache Mutter und hat beide Kinder zu Hause auf die Welt gebracht. Als Doula möchte sie werdende Mamas informieren und bestärken auf ihr Bauchgefühl zu hören, um so eine selbstbestimmte Geburt zu erleben. Sie bietet ihre Unterstützung auf der Website http://www.gebor-g-en.de/ an.

*Wenn du weitere Infos über die wissenschaftlichen Studien zur Anwesenheit einer Doula bei der Geburt lesen möchtest, findest du sie in dem Buch „Doula – der neue Weg der Geburtsbegleitung“ von Marshall H. Klaus und John H. Kennel. (Affiliate-Link)

Jetzt würde mich interessieren, was du über Doulas denkst? Hat dich vielleicht sogar eine Doula bei deiner Geburt begleitet, oder wünschst du dir eine fürs nächste Mal? Ich freue mich, in den Kommentaren von dir zu lesen!

Was macht eigentlich eine Doula? – Interview mit Jennifer Hähnel
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Ein Kommentar zu „Was macht eigentlich eine Doula? – Interview mit Jennifer Hähnel

  • 2017-01-13 um 11:40 Uhr
    Permalink

    Super Interessant!
    Ich habe schon mal von Doulas gehört, aber wusste bis jetzt nichts genaues darüber.
    Danke für das Interview und den Einblick in diesen Beruf 🙂

    Antworten

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