Heute berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen zum Thema loslassen. Ein Thema, das mich eigentlich ständig begleitet (mich sozusagen nicht mehr loslässt ;-)) und bei dem ich noch viel lernen kann. Nach zwei Wochen Krankheit ist mir gestern mal wieder bewusst geworden, dass das Loslassen der Gedanken an Vergangenheit und Zukunft in den meisten Fällen die Lösung aller Probleme bedeutet. Außerdem zeige ich dir, wie du es schaffst, negative Gedankenspiralen innerhalb weniger Minuten zu durchbrechen.

Loslassen
Stell dir vor, du steckst deine Probleme in einen Luftballon – und lässt ihn fliegen!

Warum es so wichtig ist, loslassen zu lernen

Im ersten Teil meiner Artikelserie zur Achtsamkeit  habe ich schon erwähnt, dass ein Grundpfeiler der Achtsamkeit das Loslassen ist.  Es gibt viele Arten loszulassen. Und oft fällt es uns schwer.
Vielleicht kannst du dich nicht von Dingen trennen, die sich im Keller in Kisten stapeln?
Oder deine Gedanken kreisen ständig um ein Problem und du schaffst es nicht, davon loszukommen?
Hast du schon einmal versucht, vergangene Erfahrungen loszulassen, die du nicht mehr beeinflussen kannst?

Ja, es ist oft schwer loszulassen. Aber es kann auch sehr befreiend sein. Und es schafft Raum für neues.

Aber auch Freunde oder Beziehungen, an die wir uns klammern, müssen wir manchmal loslassen. Und natürlich Kinder. Im Prinzip fängt das erste Loslassen unserer Kinder schon mit ihrer Geburt an.
Sicherlich kennst du auch den schönen Spruch:

„Wenn deine Kindern klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel.“

Wir müssen sie irgendwann ziehen lassen. Wir müssen lernen, darauf zu vertrauen, dass sie ihren Weg schon gut gehen werden.

Wenn es um die Kita oder Kindergarten-Eingewöhnung geht, hört man häufig, dass diese mit den Vätern besser klappe, als mit den Müttern, weil es oft gar nicht das Kind, sondern die Mutter ist, die nicht richtig loslassen kann. Wenn die Mutter Angst, schlechtes Gewissen oder Zweifel hat, wenn sie das Kind zurücklassen soll, übertragen sich diese Gefühle auf das Kind und machen eine Trennung schwerer.

Vertraue darauf, dass dein Baby gut versorgt ist

Doch auch schon ganz früh gibt es Situationen, in denen es dir hilft, dein Baby oder Kleinkind für ein paar Stunden loszulassen. Und zwar nicht nur körperlich, sondern vor allem auch mental. Wenn du zum Beispiel an einem Rückbildungskurs ohne Kind teilnimmst, oder einfach mal eine Stunde Zeit für dich brauchst oder Sport machen willst. Wenn du dich dafür entscheidest, das Baby in dieser Zeit bei seinem Vater zu lassen, ist es wichtig, dass du lernst, das Baby auch gedanklich loszulassen. Denn wenn du die ganze Zeit deiner Abwesenheit innerlich unruhig bist und dir Sorgen machst, das Baby könnte ohne dich weinen oder vielleicht stillen wollen o.ä., dann kannst du deine Zeit ja auch gar nicht richtig genießen.

Mir ging es einmal folgendermaßen: Als ich für einen Großeinkauf unterwegs war und meine ca. 9 Monate alte Tochter in der Zeit bei meinem Mann blieb, dauerte der Einkauf nicht wie geplant nur zwei Stunden, sondern drei. Ich war schon total angespannt und hoffte die ganze Zeit, dass die Kleine nicht schon Hunger hatte oder weinte. Doch als ich heimkam, traf ich auf meine gut gelaunte Tochter und meinen völlig entspannten Mann. 🙂
Kommt dir das bekannt vor?

Allerdings noch schwieriger als außer Haus zu sein, finde ich es manchmal, zu Hause zu sein und die Kinder gedanklich loszulassen, wenn sie bei meinem Mann sind. Wenn ich zum Beispiel Schlaf nachholen will und die Kinder dann nebenan quengeln höre. Oder eine Zeit lang passierte es öfter, dass ich nach dem Duschen das Wasser abstellte und eines der Kinder weinte zufällig gerade in dem Moment. Mir kamen sofort Gedanken wie „oh nein! Wie lange weint sie schon? Vielleicht braucht sie mich…“

So fühlte ich mich dann oft im Stress, möglichst schnell zu duschen, damit ich schnell wieder für meine Kinder da sein konnte. Nur: Die Kinder weinten ja gar nicht, weil sie MICH in diesem Moment brauchten. Sondern vielleicht weil sich eine weh getan hatte, oder die andere gefrustet war, weil das Turm bauen nicht klappte. Vielleicht waren sie auch übermüdet und weinten deshalb. Doch in allen Fällen konnte sie mein Mann ebenso beruhigen, trösten oder im Tuch tragen, wie ich.
Überlege mal, ob du auch zu oft: „Mein Kind braucht mich“ denkst, wenn das Kind eigentlich nur eine Bezugsperson braucht, die auch genauso gut der Vater (oder die Oma…) sein kann?
Manchmal hilft es schon, sich das mal bewusst zu machen.

Ich will hier gar nicht für Fremdbetreuung plädieren und hoffe auch nicht, dass es so klingt. Natürlich spreche ich nur von Personen, denen du vertraust und zu denen auch dein Kind eine enge Bindung hat. Wenn du selbst immer für dein Kind da sein kannst und willst, ist ja alles bestens. Mir geht es um Situationen, in denen du denkst: „Ich brauch jetzt aber endlich mal wieder Zeit für mich! Zumindest für eine gemütliche Dusche!“, und dich dann aber selbst nicht gedanklich von deinem Baby lösen kannst.

Lass‘ los, was du nicht ändern kannst

Jetzt möchte ich dir noch ein anderes Beispiel zum Thema loslassen geben, das mir gerade diese Woche passiert ist.
Ich habe diesen Artikel bereits vor einiger Zeit zu schreiben begonnen. Dann bin ich krank geworden und meine kleine Tochter gleich mit. Natürlich ist seither alles liegen geblieben, was ich eigentlich gerne tun wollte, da ich schon alleine froh war, wenn ich etwas Schlaf abbekommen habe.

Als ich so langsam wieder fit wurde und dachte, jetzt könne ich endlich die anstehenden ToDo’s erledigen, wurden mein Mann und die größere Tochter (ich brauch endlich Blognamen für die beiden!) krank. Tja. Wieder kam ich zu nichts. Meine Unzufriedenheit wurde immer größer bis ich gestern Abend richtig schlecht gelaunt war. Ich hatte noch nicht einmal wenige Minuten Zeit, um mal alle meine ToDo’s aufzuschreiben, damit ich sie aus dem Kopf rauskriegte! Der Wunsch endlich etwas von meiner Liste zu tun, wurde so groß, dass ich ganz eingenommen davon war und geradezu nach einer Minute Zeit lechzte. Wurde dann doch wieder nichts daraus, wuchs der Frust immer weiter.

Irgendwann platzte zum Glück der Knoten in meinem Gehirn und ich sagte mir: Moment mal! Was geht hier eigentlich gerade ab? Ich möchte einen Artikel zum Thema Loslassen schreiben, und schaffe es selbst nicht im geringsten loszulassen! Meine Gedanken wandern ständig in die Zukunft, sie drehen sich darum, was ich alles machen möchte. Aber es geht halt gerade einfach nicht. Punkt. Ich kann es nicht ändern. Also muss ich es akzeptieren und das beste daraus machen! Im Hier und Jetzt sein. Nur das ist wichtig und nur das kann mich jetzt zufriedenstellen.

Ich spielte daraufhin noch bis kurz nach 21 Uhr mit meiner Tochter einkaufen und Zug fahren. Ich ließ mich ganz darauf ein und hatte richtig Spaß dabei. Und dann ging ich zufrieden ins Bett, ohne ein Wort getippt zu haben.
Das machte mir wieder einmal deutlich, dass ich mich jederzeit bewusst dafür entscheiden kann, schlecht gelaunt zu sein, oder fröhlich und ausgeglichen. Und dass Loslassen in vielen Fällen die Lösung der Probleme bedeutet.

Wie du es schaffst, in wenigen Minuten aus deiner Unzufriedenheit rauszukommen

Die Schwierigkeit liegt darin, den Knoten platzen zu lassen. Bei mir hat es dieses Mal ziemlich lange gedauert. Ich war ja schon frustriert nichts tun zu können, als ich selbst noch krank war. Schon da wäre es mir besser gegangen, wenn es mir gelungen wäre, den selbstgemachten Stress loszulassen. Denn keine meiner Aufgaben war wirklich terminlich dringend! Darüber hätte ich mich doch freuen können.
Schon wieder hatte ich mich nicht an den Satz gehalten:

„Wenn du dir eine Pause am wenigsten gönnen willst, hast du sie am nötigsten.“

Vielleicht sollte ich ihn mir ausdrucken und an die Wand hängen!?

Als ich darüber nachdachte, wie ich in Zukunft schneller aus meiner Unzufriedenheit rauskommen kann, erinnerte ich mich an folgendes:
Ich lese gerade das Buch „das Robbins Power Prinzip“ von Anthony Robbins (Affiliate-Link). In einem Kapitel geht es um die richtigen Fragen, die man sich stellen soll, um sich im Alltag schnell besser zu fühlen.
Statt morgens aufzustehen und zu denken: „Warum klingelt der Wecker jetzt schon wieder? Warum muss ich jetzt schon wieder zur Arbeit/zum Kindergarten…?“ in meinem Fall „wann sind wir endlich wieder alle gesund? Wann schaffe ich es wohl endlich xy zu erledigen?…“, stell dir Fragen, deren Antworten dir direkt ein gutes Gefühl bereiten:

  • Was macht mich in diesem Moment stolz?
  • Wofür bin ich jetzt gerade dankbar?
  • Wen liebe ich und wer liebt mich?
  • Wem könnte ich heute eine Freude bereiten?
  • Was habe ich diese Woche schon schönes erlebt?
  • usw.

Du wirst sehr schnell merken, dass deine Laune sich bessert, wenn du über solche Fragen nachdenkst, anstatt über Dinge, die du nicht ändern kannst.

Weil du vielleicht im Alltag nicht immer daran denkst, dir diese Fragen zu stellen, schreib sie dir auf ein großes Blatt oder druck sie dir aus und hänge sie gut sichtbar an die Wand. Du könntest sie auch einzeln in der ganzen Wohnung verteilen. Ich bin mir sicher, auch deine Besucher können davon profitieren. 😉

Eine andere Möglichkeit wäre, dir ein Glücks-Journal anzulegen, in dem du jeden Morgen/Abend oder wenn du einen Moment Zeit hast, deine Antworten schreibst. So kannst du sie auch lesen, wenn es dir nicht gut geht und dich dadurch wieder besser fühlen.

Der Haken daran könnte allerdings der fehlende Moment Zeit sein, wie du es an meiner Geschichte gemerkt hast. Daher ist die erste Methode für den Akutfall sicher besser geeignet.

Ich hoffe, mein Artikel hat dich dazu inspiriert, über das Thema Loslassen nachzudenken. Wie sieht es in deinem Leben aus? Wo fällt es dir schwer loszulassen? Hinterlasse mir doch einen Kommentar, das würde mich freuen!

Mamasein zwischen Multitasking und Achtsamkeit – Teil 2: Loslassen
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4 Kommentare zu „Mamasein zwischen Multitasking und Achtsamkeit – Teil 2: Loslassen

  • Pingback:Mamasein zwischen Multitasking und Achtsamkeit – Teil 1 - Mütterimpulse

  • 2017-02-06 um 22:10 Uhr
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    Der Artikel kommt genau zur richtigen Zeit! Mein Sohn ist 18 Monate alt und schon immer sehr anhänglich gewesen. Ich kümmerte mich fast 18 Monate 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche um ihn. Klar, manchmal kümmerte sich auch der Papa oder mal kurz Oma und Opa. Aber da hatte ich dann doch immer das Gefühl, schnell wieder daheim sein zu müssen. Und obwohl ich ja gerne für ihn da war und natürlich immer noch bin, gehe ich so langsam auf dem Zahnfleisch, da ich einfach zu kurz komme. Sohnemann geht nun seit 4 Wochen am Vormittag in die Kita und tut sich etwas schwer – wie die Mama. „Ist es richtig, was du hier tust?“ schwirrt es im Kopf. Sohnemann fragt nachmittags nach der Kita und der Erzieherin, geht morgens zur Tür, wenn ich sage, wohin wir gehen. Also kann es ihm ja eigentlich nicht so schlecht dort gehen. Aber wenn ich gehe weint er und fragt dort oft nach mir und dem Papa. Wir gestalten die Eingewöhnung sehr langsam und behutsam, und dennoch kann ich meine 3 Stunden Pause am Vormittag nicht richtig genießen. Genauso wie den Rest der Zeit mittlerweile, da ich ständig am Grübeln bin. Daher kommt der Artikel genau richtig, um endlich ein Stück loszulassen!

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    • 2017-02-07 um 21:52 Uhr
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      Mein Sohn ist auch mehr der anhängliche und schüchterne Charakter und wir begannen die Kita Eingewöhnung auch als er 18 Monate war. Es war eine schlimme Zeit für mich. Er hat fast nur geweint in der Kita. Es schien ihm zuviel Trubel zu sein. Ich hatte 6 Wochen Zeit für die Eingewöhnung. Nach Ende der dritten Woche war ich richtig verzweifelt, ich konnte ja auch nicht erst in der letzten Woche meinen Arbeitgeber anrufen und sagen, dass ich mein Wiederkommen verschieben muss. Also setzte ich mir eine Frist von einer Woche nach der ich, sofern keine deutliche Besserung eingetreten wäre, die Eingewöhnung abgebrochen hätte. In der Woche dann spielte das Wetter super mit, so dass die Kita Gruppe viel auf dem Aussengelände war. Mein Sohn liebt es draußen zu sein. Er war draußen dann in der Kita wie ausgewechselt. Wir haben dann auch genau die 6 Wochen für die Eingewöhnung gebraucht und er hat danach noch etwa 2 Monate beim Abgeben und Abholen geweint. Aber wenn ich die Chance hatte ihn zu beobachten, dann sah ich, dass er angekommen ist. Nun geht er seit 5 Monaten in die Kita und alles ist gut. Glaube mir, dass wird bei euch auch so sein! Und ganz so dramatisch wie das bei uns war, klingt es bei euch gar nicht. Alles gute!

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