Vor ein paar Tagen habe ich zum zweiten Mal den tollen Dokumentarfilm „Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“ gesehen. Mit unserer Mother Hood e.V. Regionalgruppe haben wir ihn in Heidelberg erneut ins Kino gebracht und dieses mal waren sogar die Filmemacherin Carola Hauck und der Heidelberger Pränatalpsychologe Dr. Ludwig Janus zum anschließenden Filmgespräch vor Ort. Da ich den Film wirklich gut gelungen und die Thematik so überaus wichtig finde, möchte ich ihn dir in diesem Artikel gerne ausführlicher vorstellen. Außerdem bekommst du den Film, falls du überlegst, ihn dir zu kaufen, mit meinem Rabattcode am Ende des Beitrags 20% günstiger!
Worum geht es im Film „Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“
Die wichtigsten Fragen, denen Carola Hauck in ihrem Film nachgeht, sind:
- Wodurch wird eine Geburt gestört?
- Was macht eine Geburt sicher?
- Was sind die Folgen von Interventionen auf den Geburtsverlauf, für Mutter und Kind und möglicherweise für die zukünftige Gesellschaft?
Wodurch wird eine Geburt gestört?
Man kann den Film grob in zwei Teile aufteilen. Der erste Teil zeigt, welche langjährigen psychischen und körperlichen Folgen die zunehmende Anzahl an Geburtsinterventionen im Krankenhaus auf den Geburtsverlauf, sowie auf Mutter und Kind haben können. Außerdem wird deutlich, wie ungünstig die Rückenlage als Geburtsposition für die Gebärende ist – und dass sie trotz all des Wissens darüber leider immer noch in vielen Krankenhäusern üblich ist.
„In der Rückenlage kann sich das Becken nicht öffnen, wie es muss. Das heißt, dass der Kindskopf dort einfach nicht durchtreten kann, weil der Platz limitiert ist.“
Florian Ziegler
Osteopath, München
Drei Frauen erzählen in emotionalen Interviews von ihren ersten Geburten, die geprägt waren von zahlreichen Interventionen und unschönem Verhalten der Ärzte und Hebammen im Krankenhaus. Es wird sichtbar, wie alleine die Frauen sich in dieser Situation gefühlt haben und eine Frau beschreibt, wie hilflos sie war und dass sie die Verantwortung für den Geburtsverlauf komplett abgegeben hatte.
Hebammen, Geburtsmediziner, Osteopathen und Wissenschaftler kommen zu Wort und erklären unter anderem den natürlichen physiologischen Geburtsvorgang und warum für das Kind eine vaginale Geburt immunologisch so wichtig ist.
Auch das frühe Abnabeln kritisieren die Experten:
„Sofortiges und zu schnelles Abnabeln gefährdet das Kind. Es fehlen ihm dadurch bis zu einem Drittel seines Blutvolumens.“
Amanda Burleigh
Hebamme und Mitbegründerin der weltweiten Kampagne „Whait for Whiteâ€
Leeds, UK
Interessant fand ich auch zu erfahren, dass häufig zwei Nabelschnurklemmen gesetzt werden. Eine auf der Seite des Kindes und eine auf der Plazentaseite. Das soll verhindern, dass die Mutter nach der Geburt zu viel Blut verliert. Jedoch ist der Blutverlust der Plazenta eigentlich wichtig, weil sie sich dadurch zusammenzieht und besser von der Gebärmutter lösen kann.
„Die Plazenta muss ausbluten, damit sie geboren werden kann. Diese Phase der Geburt braucht eine genauso intensive Betreuung durch eine ruhige Hebamme, wie die Geburt des Kindes.“
Prof. Dr. med. Sven Hildebrandt
Professor für Hebammenausbildung; Gründer und Leiter des Geburtshauses Dresden
Triggerwarnung: Die Stimmung des ersten Filmteils ist eher bedrückend. Wenn du gerade schwanger bist, oder selbst bereits traumatische Geburtserfahrungen wie Gewalt unter der Geburt gemacht hast, kann es sein, dass dich manche Filmszenen triggern oder stark aufwühlen. Dann mach eine Pause oder überspringe diesen Teil.
Auch die aktuelle Problematik des Hebammenmangels wird angesprochen und wie sie in Kliniken heute oft mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen müssen.
Vielen werdenden Eltern ist eine Hausgeburt zu unsicher, weshalb in Deutschland 98% der Gebärenden ins Krankenhaus gehen. Doch wie der Film zeigt, ist gerade dort eine sichere und vor allem selbstbestimmte Geburt häufig gar nicht möglich.
„Stress schließt den Körper. Er steht am Anfang aller Pathologien, auch in der Geburtshilfe!“
Verena Schmid
Hebamme und PD; Salutogenese und die natürliche Geburt,
Salzburg, Österreich und Italien
Was macht eine sichere Geburt aus?
Zum Glück können wir im zweiten Teil des Films aufatmen und es werden dann auch zahlreiche Faktoren genannt, die eine sichere Geburt begünstigen. Dieses Wissen ist so wertvoll, dass es einfach raus in die Welt muss! Der zweite Filmteil macht Hoffnung, dass es auch alternative Wege, als die heute zahlreichen Interventionen gibt. Und sicherlich kann das Wissen vielen Schwangeren in ihrer Geburtsvorbereitung helfen.
Die drei bereits interviewten Mütter, berichten im zweiten Filmteil davon, wie sie für ihre zweite Geburt ganz bewusst andere Wege wählten. Zwei der Frauen bekamen ihr nächstes Kind zu Hause (eine von ihnen sogar alleine, da die Hebamme zu spät kam) und eine Frau ging ins Geburtshaus. So konnten alle drei doch noch eine selbstbestimmte und schöne Geburt erleben.
Es wird deutlich, dass es von großer Bedeutung für den Geburtsverlauf ist, dass…
- ...die Frau sich in ihrer Umgebung wohl und sicher fühlt.
- …sie sich während der Geburt frei bewegen kann und nicht z.B. durch das CTG am Bett gefesselt ist.
- … sie von Menschen umgeben ist, denen sie vertraut und die sie bestärken. Im besten Fall wird sie 1:1 von einer Hebamme über die gesamte Dauer der Geburt betreut.
- …sie sich möglichst ohne Ablenkung ganz auf ihre Gefühle und ihre Intuition einlassen kann.
„Eine Frau in den Wehen braucht Schutz gegen alle möglichen Störungen ihres denkenden Gehirnteiles!“
Dr. Michel Odent
Sogar die bekannte Hebamme Ina May Gaskin („Die selbstbestimmte Geburt“), sowie der französische Geburtshelfer Michel Odent wurden für den Film interviewt, was mich sehr gefreut hat, da ich großer Fan ihrer Bücher bin. Außerdem war auch der Kinderarzt Dr. med. Herbert Renz-Polster mit dabei und äußerte sich unter anderem kritisch zu terminierten Kaiserschnitten. Da man immer von einem Geburtszeitraum sprechen muss, kann es einen großen Unterschied machen, wann das Kind geholt wird. Es kann sein, dass es eigentlich gerne noch zwei Wochen im Bauch geblieben wäre und so fehlt ihm eine wichtige Endphase der Entwicklung in der Gebärmutter.
„Das Kind entscheidet mit, wann es geboren werden will.“
Dr. med. Herbert Renz-Polster
Kinderarzt und assoziierter Wissenschaftler
am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg
Der Film endet schließlich mit dem Filmausschnitt einer hebammenbegleiteten Hausgeburt. So bekommt der Zuschauer einen Einblick, wie friedlich eine außerklinische Geburt ablaufen kann.
Zur Finanzierung des Films
Um unabhängig von redaktionellen oder monetären Senderbeteiligungen oder Fördergeldern zu sein, finanzierte Carola Hauck den Film und die Kino-Tournee über Crowdfunding und Spenden. Die Crowdfunding Aktion lief sehr erfolgreich und so konnte der Film am 1.6.2017 in München zum ersten mal gezeigt werden.
Fazit: Absolut sehenswert!
Obwohl ich bereits selbst zwei selbstbestimmte Hausgeburten erfahren durfte und mich im Vorhinein viel mit dem Thema Geburt beschäftigt habe, konnte ich im Film „Die sichere Geburt“ noch einiges Neues lernen. Sicherlich hat der Film mich auch in meinen Entscheidungen, für die Geburt zu Hause zu bleiben, bestätigt, jedoch ist er ebenso wertvoll für alle Eltern, die sich entscheiden, zur Geburt in die Klinik zu gehen.
So viele Eltern, Hebammenschülerinnen und Mediziner wie möglich sollten diesen Film sehen, damit sich das tief verankerte negative gesellschaftliche Bild der Geburt wieder ändern kann. Leider haben viele Mediziner und Hebammen heutzutage in ihrer Ausbildung gar nicht mehr die Chance eine komplett natürliche Geburt von Anfang bis Ende mitzuerleben. Es verwundert nicht, dass so der Anschein entsteht, Geburt wäre etwas, wobei die Frau Hilfe benötigt oder medizinische Interventionen notwendig sind.
Ich wünsche mir, dass Geburt zukünftig wieder als ein vollkommen natürlicher Prozess wahrgenommen wird, der im Normalfall keinerlei Intervention bedarf, sondern voller Vertrauen dem Lauf der Natur überlassen werden kann.
20% Rabatt mit Gutscheincode!
Wenn du dir den Film anschauen möchtest, kannst du dir auf der offiziellen Webseite die Kinotermine anschauen. Falls deine Stadt noch nicht dabei ist, wende dich an dein Programmkino oder organisiere eine Kino-Veranstaltung mit einer Mother Hood e.V. Regionalgruppe.
Alternativ kannst du dir den Film als DVD oder Stream hier kaufen. (Affiliate-Link)
Für meine Blogleserinnen hat Carola Hauck einen Rabattcode eingerichtet (vielen Dank dafür! :)), mit dem du den Film 20% günstiger bestellen kannst! Der Gutscheincode lautet: muetterimpulse
Ich bin gespannt, wie dir der Film gefällt und falls du ihn schon gesehen hast, erzähle mir doch in den Kommentaren deine Meinung dazu!
Vorsicht bei diesem Film! Ich finde es unverantwortlich diesen Film so positiv zu vermarkten mit dem Titel „die sichere Geburt“. Wenn man kurz vor Entbindung ist macht dieser Film einfach nur Angst und ist super negativ aufgebaut. Es wird die Verknüpfung hergestellt, dass Kliniken „böse“ sind und die Hebammen, die dort arbeiten total inkompetent und unpersönlich. Die letzten 20 min des Films sind ok, da hier von den zweiten (positiven) Geburten gesprochen wird. Die ersten 1,5 Stunden geht es nur um Geburtstraumata. Das sollte man vorab als Warnung kennzeichnen. (Achtung Triggergefahr – berichte von Geburtstraumata o.Ä.) ich bin in der 38. SSW und bereue es diesen Film gekauft und gesehen zu haben.
Danke dir! Ich werde den Film erst länger nach der Geburt schauen, denn neugierig bin ich schon aber ich will keine Angst gemacht kriegen: ich bin jetzt 39+1 schwanger und freue mich auf meine weitgehend selbstbestimmte Geburt in einer großen Klinik. Ich habe diesen Film empfohlen bekommen – allerdings von recht dogmatischen Vertreterinnen der nicht-Klinik-Geburt. Bestimmt sind da gute Dinge drin und man lernt etwas – aber Geburten sind doch heutzutage auch in Kliniken meist nicht mehr in strikter Rückenlage, unter Einleitung und mit unnötigem Dammschnitt etc. – diese Angst sollte man Frauen nicht machen. Schlechte Erfahrungen gibt es gerade auch außerhalb der Klinik-Genussstationen oder bei „zu wenig“ Intervention- und dennoch würde ich nie sagen, dass Geburtshäuser oder Hausgeburten gefährlich sind, die sind nämlich auch super- wenn die Hebammen gut sind (wie in der Klinik!).
Ich denke, jede Frau sollte das Recht haben zu wissen, was bei einer Klinikgeburt auf sie zukommen kann. Nämlich Gewalt, ungefragte Untersuchungen, dass Nahrungsaufnahme verweigert wird, Dammschnitte, Kristellern, Beleidigungen etc. Das auszublenden und nur zu sagen „Kliniken sind doch nicht böse“ wäre absolut naiv! Nicht umsonst ist Gewalt unter der Geburt ein riesiges Problem und kein „bedauerlicher Einzelfall“. Ich selbst hatte eine traumatische erste Geburt im KH und habe mich beim zweiten Kind bewusst für eine selbstbestimmte Hausgeburt entschieden. Würde es nie wieder anders machen und auch jetzt beim dritten Kind bleibe ich zu Hause für die Geburt.
Ich habe den Film während ich schwanger mit Kind 2 war gesehen und bin absolut abgeholt worden. Der Film hat in mir was bewirkt und ich habe mich mehr mit der Hausgeburt beschäftigt und diese machen wollen und auch können. Es war die schönste Geburt die ich hätte haben können und ohne den Film wäre das gar nicht auf meinem Schirm gewesen. Auch dass ich die Geburt als etwas angenehmes und schönes erleben konnte, war auch dem Film zu verdanken. Also nicht pauschalisieren. Darf und soll man ruhig schwanger sehen.
Vielen Dank für deinen Kommentar und es feut mich, dass du eine schöne Hausgeburt erlebt hast. 🙂
Vermutlich reagiert jede Frau anders auf diesen Film. Ich bin aktuell in der 32. SSW und fande ihn sehr informativ und aufklärend. Ich persönlich gehe mit einem besseren Gefühl in die kommende Zeit.
Meiner Meinung nach sollten alle Schwangeren diesen Film sehen, außer sie reagieren extrem sensibel auf negative Erfahrungsberichte.