„Mamaaa, was sind das für Beeren?“

„Ach, irgendwelche Vogelbeeren. Auf keinen Fall essen, die sind vielleicht giftig!“

Wer kennt es nicht?

Wenn wir mit Kleinkind im Herbst spazieren gehen, werden gerne die tollen roten oder orangefarbenen Beeren bestaunt, die an den Bäumen und Sträuchern hängen. Und da das Kind vermutlich schon mal Johannisbeeren oder Himbeeren vom Strauch naschen durfte, möchte es vielleicht auch hier mal probieren.

Doch was sind das eigentlich für Beeren? Sind sie überhaupt giftig? Oder vielleicht sogar essbar und verdammt gesund? (Spoiler: Tatsächlich überwiegend letzteres!)

In diesem Blogartikel möchte ich mit euch gemeinsam lernen, welche unterschiedlichen Wildfrüchte bei uns im Herbst wachsen und ob, bzw. wie wir sie in der Küche verarbeiten können. Denn dass es bei den meisten geht, habe ich schon von meinem Opi gelernt, der einige davon regelmäßig sammelt und gemeinsam mit Omi zu Marmelade oder anderen Leckereien verarbeitet. 🙂

Selbstverständlich gibt es noch mehr herbstliche Wildfrüchte, als diejenigen, die ich hier im Artikel vorstelle (z.B. Eicheln, Kastanien, Walnüsse…), aber es geht mir heute darum, die eher unbekannten Arten besser kennenzulernen.

Einige der vorgestellten Pflanzen, sowie viele weitere Arten, findet ihr auch im Buch „Mit Wildkräutern und Heilpflanzen durchs ganze Jahr“ das ich hier auf dem Blog vorgestellt habe.

1. Hagebutte

Hagebutte

Früchte: Ok, die Hagebutte (Wildrose) kennst du bestimmt schon. Aber was vielleicht interessant für dich ist: grundsätzlich sind alle heimischen Hagebuttenarten essbar.  Und sie sind meeega gesund! Vor allem enthalten sie richtig viel Vitamin C (bis zu zwanzig mal mehr als Zitronen).  Also lass dein Kind ruhig mal naschen, wenn ihr im Herbst an einem Hagebuttenstrauch vorbei kommt, dessen Früchte schon etwas weich geworden sind. Am besten das Mark vorsichtig am Stielende mit den Fingern ausdrücken und dann auslutschen. Mit dem ersten Frost werden sie etwas süßer und dann wirklich richtig lecker (also meine zwei Mädels und ich lieben sie!). Die Kerne sollten nicht mitgegessen werden, da sie Halskratzen und Magenbeschwerden verursachen können.

Neben Hagebuttenmarmelade, die ihr vielleicht kennt, kann man aus den getrockneten Früchten auch Pulver machen (für Müsli oder Smoothie) oder sie zu Hagebuttentee verarbeiten.

Zur Hagebutte findest du weiterführend ein informatives Video auf Youtube von Sandra vom Kräuterkeller-Blog: Hagebutten – heimischer Vitamin C Lieferant | Hagebuttentee, Hagebuttenpulver und Hagebuttenöl

2. Sanddorn

Sanddorn

Pflanze: Den Sanddorn erkennt ihr im Herbst an den kleinen gelb-orangefarbenen Früchten. Der Stamm des 2-6m hohen Strauches und die Zweige haben spitze Dornen. Die Blätter des Sanddorns sind schmal und lang, oben graugrün und unten silbrig.

Früchte: Die Beeren reifen im September/Oktober und können roh gegessen werden. Sie sind jedoch sehr sauer. Doch wie die Hagebutten, enthalten auch die Sanddorn Beeren sehr viel Vitamin C und werden daher gerne zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt (z.B. in Säften). Man kann die Beeren (am besten mit anderen Früchten zusammen) zu Kompott, Saft oder Marmelade verarbeiten oder als Zusatz in Obstsalat, Kompott oder Saft mischen. Vorsicht: Sanddornfrüchte sind empfindlich und werden beim Pflücken leicht zerdrückt.

Bei smarticular.net findet ihr 10 Rezepte mit Sanddorn: regional und reich an Vitamin C

3. Mispel

Mispel

Pflanze: Die Mispel ist ein 4-6 m hoher Strauch oder kleiner Baum. Die Blätter sind länglich oval und an der Unterseite dicht behaart. Man findet sie in hellen Wäldern oder Gebüschen.

Früchte: Die Mispel hat braun-orange farbige Früchte, die ebenfalls im Herbst reifen. Vor der Verarbeitung sollten sie länger gelagert werden oder bereits dem Frost ausgesetzt worden sein, sonst sind sie nicht genießbar. Nach dem Frost werden die Früchte weich und zart säuerlich und schmecken sogar roh. Sie können mit anderen Obstarten zu Marmelade gekocht oder zu Kompott, Saft, Mus oder Likör verarbeitet werden.

4. Schlehe/Schlehdorn

Schlehe

Pflanze: Vorsicht pieksig! Bei der Schlehenernte am besten Handschuhe tragen, denn Schlehenhecken oder -sträucher sind sehr dornig (wie der Name schon sagt). Man findet sie an Wald-, Feld- und Wegrändern. Die Blätter der Schlehe sind länglich eiförmig, 2-5 cm lang und am Rand gesägt.

Früchte: Ab September bilden sich die kleinen, blauschwarzen Früchte, die Ende November reif werden. Sie sind erst nach dem ersten Frost (oder ein paar Tagen in der Gefriertruhe) genießbar. Dann könnten sie roh gegessen werden, schmecken jedoch immer noch sehr sauer. Deswegen werden sie gerne zu Marmelade oder Likör verarbeitet. Auch die Früchte der Schlehe sind sehr gesund und reich an Vitaminen.

5. Weißdorn

Weißdorn

Pflanze: Auch der Weißdorn ist ein stacheliger Gefährte. Es gibt in Europa verschiedene Weißdorn Arten, die sich etwas unterscheiden. Was die Heilkunde und Früchte angeht, werden sie allerdings gleichermaßen genutzt. Auch die jungen, zarten Blätter sind essbar, z.B. als Salat- oder Gemüsebeigabe.

Früchte: Die Früchte des Weißdorn sind klein und rot und reifen im Herbst. Sie schmecken süß-säuerlich, stecken voller Vitamine und können roh gegessen, oder zu Marmelade/Kompott verarbeitet werden. Aus den getrockneten Früchten kann man sich auch einen Tee aufbrühen. Weißdorn gilt als wichtige Heilpflanze bei Herzbeschwerden oder Magen-Darm-Beschwerden.

Rezepte und mehr zum Weißdorn findet ihr auf smarticular.net Heilpflanze Weißdorn: Wirkung und Rezepte

6. Kornelkirsche

Kornelkirsche

Pflanze: Die Kornelkirsche gehört zu den Hartriegelgewächsen und wird oft in Parks und Gärten angepflanzt. Sie wird 2-6 m hoch und hat ovale, zugespitzte und ganzrandige Blätter.

Früchte: Von August bis September reifen die roten, eierförmigen Steinfrüchte, sind sind 1-2 cm lang und umschließen einen Kern. Auch sie enthalten reichlich Vitamin C. Man kann die reifen Früchte roh essen (wirklich reif sind sie erst, wenn sie sich ganz leicht pflücken lassen, quasi fast schon vom Strauch fallen, und erst dann schmecken sie!). Sie eignen sich aber auch zur Herstellung von Marmelade, Gelee oder Saft. Unreife noch grüne oder orangefarbene Früchte können wie Oliven in Essig oder Öl eingelegt werden.

Kornelkirschen

Auf Katjas Blog „Inspiration for all“ findest du weitere Ideen: Kornelkirschen: 6 leckere Rezepte mit gesunden Früchten

7. Eberesche (Vogelbeere)

Eberesche

Pflanze: Die Eberesche trägt als einzige auch offiziell den Namen Vogelbeere. Sie ist ein oft mehrstämmiger Baum oder Strauch und durch die gefiederten Blätter gut zu bestimmen. Die Blätter sind oben dunkelgrün, unten graugrün und am Rand deutlich gesägt.

Früchte: Von August bis Oktober bilden sich die roten, kugeligen, erbsengroßen Früchte (Vogelbeeren). Auch sie enthalten mehr Vitamin C als viele Südfrüchte, sind jedoch roh nicht zu genießen (da sie reizende Säuren enthalten), sondern nur gekocht. In dem Fall sollte man Kinder also tatsächlich davon abhalten, die Beeren roh zu essen.

Am besten werden die Früchte nach dem Kochen durch ein Mulltuch gestrichen, sodass die Samenkerne entfernt werden. Der Geschmack ist jedoch immer noch bitter. Sie können eine Zeitlang eingefroren werden und dann zusammen mit Äpfeln und Birnen in Marmeladen oder Chutney verarbeitet werden. Ein Rezept für Vogelbeer-Apfelmarmelade findest du zum Beispiel hier bei Chefkoch.

Vogelbeeren, Eberesche

Buchtipp zur sicheren Bestimmung der Wildfrüchte

Wenn du bei der Bestimmung der oben vorgestellten Pflanzen noch unsicher bist und Angst hast, die falschen Beeren zu sammeln, empfehle ich dir das Buch „Essbare Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger: Wildkräuter sammeln – aber richtig“ (Affiliate-Link zu Amazon) von Eva-Maria Dreyer. Dort sind jeweils ähnliche Pflanzen vorgestellt, die giftig sind, sodass man sich deren Aussehen nochmal ganz explizit anschauen bzw. durchlesen kann.

Augen auf beim Herbstspaziergang!

Fast alle der vorgestellten Pflanzen enthalten richtig viel Vitamin C und andere wichtige Nährstoffe. Es lohnt sich also wirklich, sie besser kennenzulernen und beim nächsten Spaziergang die Augen auf zu halten. Wenn du die einzelnen Pflanzen dann sicher bestimmen kannst, kannst du es ruhig auch mal wagen, die Früchte direkt vom Baum zu probieren (außer die Beeren der Eberesche).

Welche der heimischen Wildfrüchte kanntest du schon? Und welche hast du draußen schon entdeckt? Hast du vielleicht sogar schon einmal Marmelade aus einer der Beeren gemacht?

Dann schreibe gern dein Rezept in den Kommentaren oder verlinke es unter diesem Artikel.

Danke und viel Freude in der Natur!
Deine Sophie

7 heimische Wildfrüchte im Herbst – mehr als Vogelbeeren!
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