Jessica Belle ist bindungs- und beziehungsorientierte Familienbegleiterin und lebt mit ihrem Sohn in Auendorf. Sie bietet neben Trageberatung, Stillbegleitung, und diversen Eltern-Kind-Kursen auch die Waldzwerge-Waldspielgruppen an, um die es in diesem Artikel gehen soll. Ich habe sie um einen Erfahrungsbericht gebeten, in dem sie uns erzählt, wie es dazu kam, dass sie Waldspielgruppen anbietet und was sie Mamas raten würde, die gerade überlegen, dies ebenfalls zu tun. Herausgekommen ist dabei dieser anschauliche Bericht mit dem Fazit: Einfach machen!
Wie alles begann…
Jessica Belle: Ich habe viele Spielgruppen mit meinem Sohn besucht und hatte das Gefühl nicht das passende für uns gefunden zu haben. Die Kurse in Räumen waren immer sehr strukturiert und teilweise laut und eng. Durch unseren Hund sind wir schon immer viel in der Natur unterwegs und ich fragte mich, wieso es eigentlich keine Spielgruppen im Wald für Kleinkinder gibt. Nach etwas Suchen gab es ein Angebot bei der Familienbildungsstätte, eine Waldspielgruppe für Kleinkinder ab Laufalter mit Begleitperson. Perfekt!
Der erste Kurs, den wir besuchen wollten, kam leider nicht zustande – nicht genug Anmeldungen. Dann endlich konnten wir einen Kursblock mitmachen und fühlten uns sehr wohl. Die Kursleitung hat das wirklich toll gemacht und mir gefiel sehr, dass es zwar einen Rahmen gab, aber trotzdem viel Zeit für die eigenen Entdeckungen und Erfahrungen blieb.
Da wir bei der nächsten Kursrunde keinen Platz mehr bekamen, beschloss ich eine eigene Waldspielgruppe zu gründen. Erste Erfahrung als Kursleiterin hatte ich bereits durch meine selbstständige Tätigkeit (Familienbegleitung mit Kursen und Beratungen für Schwangere und Eltern mit Babys & Kindern). Ich kaufte mir zwei Bücher zum Thema Waldpädagogik (Waldpädagogik.: Handbuch der waldbezogenen Umweltbildung. Teil 1: Theorie*, und Waldpädagogik Teil 2 Praxiskonzepte: Handbuch der waldbezogenen Umweltbildung*), ein Kartenset mit Spielideen („Die besten Waldspiele für Kita-Kinder! Zertifiziert und herausgegeben vom Landesverband der Waldkindergärten“*) und suchte mir ein Waldstück aus, in dem ich gerne Kurse geben wollte.
Organisatorisches
Dann kam ein schwieriger Teil: wo fragt man nach, ob man in den Wald darf? Etwas kompliziert ging ich über zwei Stadtverwaltungen, dann zum Landratsamt und landete schließlich beim Forstamt. Hier musste ich „nur“ noch zum zuständigen Revierförster ausfindig machen und diesen mal erreichen. Inzwischen kenne ich mich in den Strukturen besser aus und weiß schneller, wo ich wen was fragen kann.
Ich hab also meinen ersten Kurs ausgeschrieben, befreundete Mamas mit ihren Kindern eingeladen und bin gestartet. Es gab einen groben Plan mit Kursinhalten und Kurszielen, der mir zur Orientierung diente. Mein Sohn war und ist übrigens in den Waldgruppen immer mit dabei. Mir war es wichtig, diese Vereinbarkeit zu schaffen, auch wenn es nicht immer leicht ist. Ideen holte ich mir in verschiedenen Zeitschriften (Urspiel, Kleinstkinder) und allgemein im Internet. Später kam dann auch Pinterest hinzu. Inzwischen habe ich selbst eine kleine Bibliothek an Büchern und Zeitschriften.
Nach den ersten beiden Kursrunden fand ich, dass ich mich in diesem Bereich noch weiter fortbilden möchte und muss (z.B. Outdoor Erste Hilfe, Gefahren im Wald, methodisch/didaktisch) und hab mich für die Weiterbildung zur Facherzieherin für Natur- und Waldpädagogik bei der Naturschule Deutschland angemeldet.
Warum sich eine Waldspielgruppe lohnt
Warum sich die Arbeit lohnt? Es ist eine wunderschöne Erfahrung Kinder beim freien Spiel zuzuschauen und manchmal auch die Welt mit ihren Augen zu sehen. Die Kinder sehen manchmal den kleinsten Käfer im riesigen Wald, es ist erstaunlich wie viel sie wahrnehmen. Für mich persönlich ist es wundervoll die Natur im Lauf des Jahres mit allen Sinnen zu erfahren.
Und was auch ganz schön ist, wenn die Kurseltern alle auf dem Waldboden liegen und in das grüne Blätterdach schauen, keiner etwas spricht oder auf sein Smartphone schaut und alle nur fasziniert sind, wie sich die Blätter im Wind bewegen. Meist sind es gar nicht die Kinder, denen die Verbindung zur Natur schwer fällt, sondern die Erwachsenen, denen es schwer fällt mal langsam zu machen, der Schnecke beim Kriechen zu zuschauen oder den vielen Vogelstimmen im Wald zu zuhören. Ich kann jedem, der eine Waldspielgruppe machen möchte nur empfehlen: einfach machen!
Vielen Dank für diesen Erfahrungsbericht liebe Jessica!
Wenn du dir Jessicas Angebot genauer anschauen möchtest, findest du alle weiteren Infos auf ihrer Website: http://www.jessicabelle.de
Und falls du selbst mit dem Gedanken spielst, eine Spielgruppe für Kinder mit Begleitpersonen in der Natur zu gründen, schau dir unbedingt auch mein Buch an:
Mit Kindern im Wald durch die Jahreszeiten. Kreative Ideen zum Bauen, Basteln und Spielen für Waldspielgruppen und Familien.
Mit Schritt-für-Schritt-Praxisteil zur Gründung deiner eigenen Waldspielgruppe!
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Hallo!
mein Name ist Conni und ich mache mittlerweile 12 Jahre Waldspielgruppen im Rheinland im Wald.
Als Tipp kann ich nur sagen, das man nicht einfach eine Waldspielgruppe gründen kann!
Es muss ein schlüssiges Konzept dazu beim Landesjugendamt eingereicht werden. Der Aufenthalt im Wald sollte auch mit jedem Waldbesitzer abgesprochen sein, sowie klar sein sollte, wer für die Waldsicherungspflicht, während sich die Gruppe im Wald aufhält, zuständig ist,
damit es nicht irgendwann ein böses Erwachen gibt.
Einfach losmaschieren und „gründen“ halte ich für zu naiv!
Ich freue mich über jeden, der eine Gruppe gründet, jedoch sollte man sich selbst absichern.
Waldige Grüße
Conni