Dies ist ein Gastartikel von Marion Conrady-Kaiser zu meiner Blogparade „Vorfreude statt Vorsorge – meine selbstverantwortete Schwangerschaft“.
Vielen Dank für deinen tollen Beitrag, Marion!

Marion Conrady-Kaiser, Vorfreude statt Vorsorge

Mein Name ist Marion Conrady-Kaiser, ich bin 41 Jahre alt und habe 6 Kinder.
Ich habe ein Studium zur staatlich anerkannten Dipl. Sozialpädagogin gemacht, viele Jahre als Erzieherin gearbeitet, angestellt und selbstständig. Im Laufe meines Lebens, und der Schwangerschaften und Geburten habe ich mich weitergebildet und eine Ausbildung zur Familienbegleiterin (Geburtsvorbereiterin, Rückbilderin und Familienbegleiterin) und dann noch zur Doula bei der GfG in Berlin absolviert. Inzwischen arbeite ich selbstständig als Doula und Familienbegleiterin.

Ich bin in Brandenburg (Finsterwalde) geboren, nach meinem Studium umgezogen nach Frankfurt a. Main, und seit 14 Jahren inzwischen in der Nähe von Göttingen beheimatet.

Meine Schwangerschaften (und auch die Geburten) meiner Kinder haben mich und meinen Charakter, meine Art zu Denken und zu Fühlen – also mein ganzes Leben geprägt und verändert. Sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und der ich gerne bin. 😉

Erste Erfahrungen mit ärztlicher Vorsorge

Mein erster Sohn ist 1998 geboren, ich war 19 Jahre alt, als ich schwanger wurde. Die „Grenze“ war noch nicht lang genug geöffnet, um große Veränderungen in dem Leben der Menschen im Osten zu bewirken. Ich lebte in einem kleinen Dorf in Brandenburg, und ging somit den üblichen, ausgetretenen Pfad, den „man“ ging, wenn man schwanger war: Man wendete sich an den Gynäkologen, und begab sich in die Hände der dortigen Vorsorgen.

Ich fühlte mit meinen knapp 20 Jahren schon, dass ich dort nicht aufgehoben und begleitet war, sondern betreut, Und das es mir eigentlich nicht genug war so. Aber Hebammen in unserem Landstrich gab es nicht.

Im Zuge der Vorsorgen dort, erlebte ich eins meiner Schlüsselerlebnisse: Ich bekam bei einer Blutabnahme gesagt, dass man mit diesen Werten einige Schlüsse auf das Kind ziehen könnte und sie einen Test machen, bei dem u.a. auf Downsyndrom getestet wird.

Wenig später erfuhr ich, dass genau dieser Wert bei mir „auffällig“ war. Ich wurde zu einem Genetiker weitergeschickt, mit der Option einer Fruchtwasseruntersuchung. Mein Gynäkologe war allerdings relativ gelassen, und riet mir davon ab. Er meinte aber den besonderen Ultraschall dort könne ich vornehmen lassen.
Es vergingen 14 Tage zwischen den beiden Terminen, in denen ich von einem Abgrund in den nächsten blickte, mich rundherum versuchte zu informieren, Gespräche führte, Ängste ausstand. Mein Baby im Bauch beim Strampeln fühlte.

Den Termin nahm ich wahr. Die Fruchtwasseruntersuchung lehnte ich ab. Ich hatte dieses – mein Baby – bereits in meinem Herzen. Ich wollte nicht wissen, ob es krank oder gesund zur Welt kommen wird. Ich würde es zur Welt kommen lassen und begleiten: Mit all meiner Liebe und all meiner Hingabe als Mutter.
Den Ultraschall verweigerte mir der Arzt, mit einem „dummen Spruch“ wurde ich herauskomplimentiert.

Mein Sohn ist gesund, in einer typischen Krankenhausgeburt, zur Welt gekommen.

Und hat mit allem Erlebten und all der Fülle an (negativen) Erfahrungen mein weiteres Leben maßgeblich beeinflusst. Wenn ich heute nach fast 20 Jahren seinen Geburtsbericht lese, kommen mir immer noch die Tränen. Zeit heilt nicht alle Wunden. Wir müssen nur lernen, die Narben zu akzeptieren und daraus zu lernen.

Begleitung und „Aufgehobensein“ durch die Hebamme

Die Schwangerschaft meines zweiten Sohnes, erlebte ich bereits in meiner jetzigen Heimat. Ich entschied mich anfangs für eine Vorsorge beim Gynäkologen, die ich dann aber abbrach und mich in die wunderbare Vorsorge, die eigentlich Begleitung und Aufgehobensein war, einer Hebamme (die heute eine meiner engsten Freundinnen und Vertrauten ist).
Ich entschied mich – trotz aller Gegenwinde und Stolpersteine – für eine Hausgeburt.
Ich erlebte die Kraft des Gebärens, ich erlebte ein Wochenbett, was im Verglich zu meinem ersten Wochenbett an Wellnessurlaub erinnerte. Ich durfte Lernen, was es mit einer Frau macht, so sein Kind zu empfangen. Diese Kraft, diesen Stolz und das Herz voll mit all der Liebe…. Das sind Kräfte, die einen das ganze Leben begleiten, die Dich stärken und die Mut geben, in allen verzweifelten Lebenslagen. Ich kann Leben schenken! Wie wundervoll fühlt man sich, mit solch einer Erfahrung!!!

Von mal zu mal weniger Einflüsse von außen und mehr Vertrauen

Aus dieser Erfahrung heraus begleiteten mich auch in den anderen Schwangerschaften Hebammen. Und alle weiteren Kinder kamen in einer Hausgeburt zur Welt. Von mal zu mal weniger Medizin, weniger Einflüsse von außen, mehr Liebe, mehr dem Baby im Bauch zuhören, mehr Vertrauen in die Natur und zu mir.

Ich würde diesen Weg immer wieder genau so gehen. Und bedanke mich bei meinen wundervollen Kindern für diese Erfahrungen, die ich durch sie und mit ihnen jeden Tag wieder mache!

Ich habe dadurch, dass ich jeden Abend, wenn ich zur Ruhe kam, mit meinen Babys im Bauch gesprochen habe, das Band zwischen uns geknüpft. Ich habe erzählt und gefragt und zugehört. Ich habe so das Vertrauen gewonnen, dass diese Kinder schon zeigen, welcher Weg für sie der Richtige ist. Ich habe einfach auf mich, mein Herz und mein Kind gehört. Und beschlossen anzunehmen, was mir im Leben begegnen wird. Und keine Angst zu haben, vor dem, was kommen KÖNNTE. Ich war GUTER HOFFNUNG.

Sicher hatte ich in den verschiedensten Situationen Zweifel. Ich habe geredet: mit den Hebammen, mit meinem Mann, der immer hinter mir stand, in diesen Situationen. Mit meinem Baby.

Vorfreude statt Vorsorge

Mein Umfeld war mir egal

Mein Umfeld war mir egal. Mein Körper. Meine Entscheidung. Ich habe das nicht diskutiert. Ich habe mit meiner Mutter geredet, die meine Entscheidung akzeptierte und verstand. Ich hatte meinen Mann, der hinter mir stand. Mehr brauchte ich nicht.
Ich war in der Wochenbettdepression, nach meiner ersten Geburt, ohne Hilfe und ohne Unterstützung. Mein gesamtes Umfeld bemerkte NICHTS. Ich habe mich da jeden Tag neu und allein und Stück für Stück herausgeholt. Ich habe die Geburt(en) allein gemeistert. Ich muss(te) da durch. Warum sollte ich diese Entscheidung zur Diskussion an ein Umfeld stellen? Warum sollte ich mir da reinreden lassen, von Menschen, die nicht meinen Weg gegangen waren? Die nicht an meiner Seite stehen würden? Die nichts von mir wussten?

Vorfreude auf die Geburt

Ich habe mich auf die Geburten meiner Kinder gefreut. Von mal zu mal mehr. Ich habe mich gefreut, weil ich wusste: Ich kann das. Mein Kind kann das. Und ich werde endlich im Arm halten können, was mich schon seit Wochen begleitet, beeinflusst und was ich seit Wochen so sehr liebe.
Ich wusste, ich werde von den Menschen begleitet, die mir wichtig sind und denen ich vertraue. Kann man schöner Geburtstag feiern? Als mit den Menschen an der Seite, die einen ein Leben lang begleiten: Eltern, Geschwister und Freunde (Hebamme).

Schwangere werden als Patientin begrüßt

Heute gehen die meisten Frauen zu einem Gynäkologen, und werden in der Praxis eben nicht als Frau in GUTER HOFFNUNG sondern als Patientin begrüßt. Sie erfahren alles, was KÖNNTE, und werden über alle Gefahren und Möglichkeiten beraten, die vor allem eins bringen: dem Arzt eine Menge Geld.
Sie durchlaufen ein System der Überwachung, und geben ihre Eigenverantwortung über sich selbst und dem wachsenden Leben in ihrem Bauch in die Hände der Ärzte, statt sie da zu behalten, wo sie hingehört: In ihren eigenen!
Das Leben steckt voller Möglichkeiten und Abgründen. Kein Mensch kann mir versprechen, dass ein Kind, was gesund geboren wird, auch zu einem gesunden Erwachsenen heranwachsen wird.
Kein Mensch kann mir versprechen, dass ein Kind gesund geboren wird. Auch nicht mit allen Überwachungsmethoden der Welt.
Unsere Eigenverantwortlichkeit bleibt UNSERE Eigenverantwortlichkeit. Und unsere Entscheidungen werden immer UNSER Leben bestimmen. Und das UNSERER Kinder.

Was sagt unser Herz?

Wir müssen vor allem bei uns bleiben, bei den Dingen, die wir achten und lieben, bei den Werten, die uns wichtig sind. Am Ende müssen wir, und nur wir, mit dem leben, was wir an Erfahrungen gesammelt haben. Wir müssen einfach den Mut haben, auf unsere Herzen zu hören, und nicht auf das, was sein KÖNNTE, was uns Angst macht, oder was uns von anderen als Ängste übergestülpt wird.

Ich wünsche mir für die Vorsorge von Schwangeren BEGLEITUNG und zwar herzliche, empathische und lebensbejahende!
Ich wünsche mir, dass jede Frau GUTER HOFFNUNG sein darf, mit Menschen an der Seite, die das unterstützen. Die ohne Vorurteile oder Beurteilung zuhören und akzeptieren. Die Verständnis leben, und zwar in JEDE Richtung!
Ich wünsche mir Hebammen, die gute Bezahlung erhalten. Die FAIR und geachtet, anerkannt, ihrer Berufung nachgehen können, und auch davon leben können. Die keine Zukunftsängste haben müssen, und nicht gezwungen werden, mehr zu arbeiten, als gut für einen Menschen ist.

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„Ich habe einfach auf mich, mein Herz und mein Kind gehört.“
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Ein Kommentar zu „„Ich habe einfach auf mich, mein Herz und mein Kind gehört.“

  • 2017-05-11 um 14:17 Uhr
    Permalink

    Liebe Marion!

    Ich möchte dir als Hebamme, aber auch als eine in den nächsten Tagen zum ersten Mal Mama werdende Frau für deinen wunderbaren und vorallem unglaublich mutmachenden Bericht danken!

    Alles Liebe für dich und deine Familie!

    Antworten

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