Ein Gastbeitrag von Juliane Przybilla

Ein einzelnes Kind verbraucht zwischen 5.000 und 6.000 Einwegwindeln in der Wickelzeit. Wegwerfwindeln stellen eine hohe Umweltbelastung dar, doch diese kann dank der nachhaltigen Alternative vermieden werden – die moderne Stoffwindel! Sie spart Geld, tut der Umwelt und der Haut Deines Babys Gutes und ist in der Anwendung genauso einfach wie Einwegwindeln. Der bedeutende Unterschied liegt nur darin, dass Du Stoffwindeln wäschst, anstelle sie wegzuwerfen.

Die Eltern Katharina und Oliver aus Berlin haben mit ihrem Blog www.deine-stoffwindel.com ein Projekt ins Leben gerufen, welches sich für den Windelzuschuss und die Subventionierung der Baumwollwindel einsetzt, da auch die Restmülltonne vielerorts bezuschusst wird. Sie setzen sich dafür ein, dass der modernen Stoffwindel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und klären über die umweltbewusste Alternative auf.

wickeln mit Stoffwindeln

Die verschiedenen Windelsysteme der Stoffwindel

Die Stoffwindel besteht aus zwei zentralen Elementen: Nässeschutz und Saugmaterial.

Der Nässeschutz ist dafür verantwortlich, dass keine Flüssigkeit von innen nach außen dringt. Das Material besteht meist aus PUL oder Wolle. Ohne Flüssigkeit durchzulassen, funktioniert PUL wie eine Membran der Outdoorkleidung – der dünne, aber robuste Stoff ist dennoch atmungsaktiv. Wolle saugt viel Feuchtigkeit auf, ist temperaturausgleichend, selbstreinigend und durch das natürliche Wollfett Lanolin wasserabweisend.

Das Saugmaterial nimmt die ausgeschiedenen Flüssigkeiten auf und kann aus verschiedenen Materialien bestehen, wie zum Beispiel Baumwolle, Hanf, Bambusviskose oder synthetische Fasern wie Mikrofaser. Die Entscheidung liegt also bei Dir, was das Beste für Dein Kind ist.

Mithilfe von Druckknöpfen, Klett, Bändern (Strickwindel) oder mit einer Überhose, welche wie eine Unterhose über das Saugmaterial angezogen wird, verschließt Du Deine moderne Stoffwindel.

Je nachdem, wie die zwei Elemente Nässeschutz und Saugmaterial miteinander verbunden sind, spricht man von ein-, zwei- oder dreiteiligen Windelsystemen.

All-In-One Stoffwindeln

Die einteiligen Systeme kommen der Einwegwindel am nächsten, man unterscheidet zwischen der All-In-One Stoffwindel (AIO) und der Pocketwindel. Bei der Pocketwindel sind Nässeschutz und Saugmaterial nicht direkt miteinander verknüpft, sondern das Saugmaterial wird über eine Öffnung (Pocket) in der Windel platziert. Hingegen sind die beiden Elemente bei der AIO fest verbunden.

Da die einteiligen Systeme der Wegwerfwindel am nächsten kommen, sind sie somit langfristig die kostenaufwändigsten Optionen, da sie nach jeder Benutzung gewaschen werden müssen. Allerdings eignen sie sich sehr gut für die Fremdbetreuung, da sie einfach zu handhaben sind und gut vorbereitet werden können.

All-In-Two

Das zweiteilige System, auch All-In-Two (AI2) genannt, hat Nässeschutz und Saugmaterial getrennt voneinander. Dabei wird das Saugmaterial in eine Überhose aus PUL oder Wolle eingesetzt. Für den Nässeschutz kann man sich zwischen PUL oder Wolle entscheiden und für das Saugmaterial wählt man Einlagen wie z.B. Prefolds oder Mullwindeln – das passt Du individuell an die Bedürfnisse Deines Babys an.

Nur das schmutzige Saugmaterial muss nach der Benutzung in die Wäsche und die Überhose kann öfters verwendet werden. Du sparst also nicht nur Geld, sondern auch Wäsche.

All-In-Three

Auch bei dem sogenannten All-In-Three (AI3) System sind die zwei Bestandteile Nässeschutz und Saugmaterial getrennt. Dabei bildet der Nässeschutz die Innenwindel, wird mit Saugmaterial gefüllt und mit der Außenwindel ohne Nässeschutz gebunden.

Bei dem dreiteiligen System muss man nur die Außenwindel bei Verschmutzung waschen – damit sparst Du wieder Wäsche!

Wie benutze ich meine Stoffwindel richtig?

Leider gibt es immer noch viele Mythen rund um das Thema Benutzung von Stoffwindeln – doch die Anwendung ist deutlich leichter, als viele denken.

Je nachdem welches Stoffwindelsystem Du besitzt, wickelst Du Dein Baby in diesen 3 simplen Schritten:

  1. Vorbereitung der Stoffwindel (falls notwendig Saugmaterial einlegen).
  2. Kind auf die Windel legen.
  3. Stoffwindel verschließen.

Wenn Du mehr über die Funktionsweise von Stoffwindeln erfahren möchtest, hilft Dir der Artikel „Wie funktionieren Stoffwindeln“ weiter.

Muss ich direkt ein ganzes Stoffwindelsystem kaufen?

Die Antwort ist: Nein. Gerade als Stoffwindelanfänger bietet es sich an, sich langsam an das Thema ranzutasten. Dafür lassen sich zum Beispiel die einteiligen Windelsysteme, also Pocketwindel oder All-In-One, empfehlen. Da diese Systeme der Einwegwindel am ähnlichsten sind und sehr einfach zu handhaben, eignen sie sich perfekt für Stoffwindelneulinge.

Du musst nicht direkt auf 100% Stoffwindeln umstellen, denn selbst über eine kleine nachhaltige Veränderung freut sich die Umwelt und die Haut Deines Babys.

[Anmerkung von Sophie: Auch Stoffwindeln und windelfrei sind eine gute Kombination. Wenn das zumindest für’s große Geschäft klappt, spart man sich viel Wascharbeit.]

Projekt Windelzuschuss

Die Blogbetreiber Katharina und Oliver setzen sich mit ihrem Herzensprojekt www.deine-stoffwindel.com dafür ein, dass Städte und Gemeinden in Deutschland die umweltbewusste Windelalternative finanziell unterstützen. Es gibt bereits über 70 Städte, die einen Windelzuschuss für Eltern anbieten, die Auflistung der Städte findest Du auf der Seite des Projekts (Stand 03/2021).

Falls Du Deine Stadt nicht auf der Liste wiederfinden solltest, kannst Du gerne über das Kontaktformular ein Schreiben anfordern, um den Windelzuschuss in die politischen Gremien Deiner Stadt zu bringen. Katharina und Oliver unterstützen Dich gerne mit ihren politischen Kenntnissen!

Wickeln mit Stoffwindeln – Infos für Anfänger
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