Ein Traum wurde wahr: Seit zirka zwei Monaten haben wir mit mehreren befreundeten Familien ein Gartengrundstück im Grünen. Heute möchte ich dir davon berichten, wie wir es gefunden haben und wie wir den Garten nutzen. Vielleicht inspiriert es ja auch dich dazu, dir mit gleichgesinnten Familien so einen Clan-Ort zu erschaffen.
Mein Wunsch nach Clanleben
Vor etwa einem Jahr, im Juni 2017 fand der erste von mir organisierte Familien-Kurzurlaub in Stutensee statt. Danach war ich so beflügelt von dieser Erfahrung, dass ich auf meinem Blog schrieb:
Meine Sehnsucht nach Gemeinschaft und gleichgesinnten Familien wächst stetig. Und damit meine ich keine kurzweiligen Begegnungen, die sich anschließend wieder in alle Himmelsrichtungen verstreuen, und schon gar keine Online-Kontakte (die sind auch toll, aber die meine ich hier nicht!) sondern wirklich ein Netzwerk in unmittelbarer Umgebung! Ich wünsche mir einen Clan, ein Dorf– wie auch immer man es nennen mag. Gegenseitiges Unterstützen, Zusammenhalt, gemeinsame Aktionen mit den Kindern, spontane Besuche, ohne das sich jemand verpflichtet fühlt, vorher aufräumen zu müssen– einfach den Alltag teilen und zusammen sein und das Leben genießen.
Wenn ich das heute lese, erfüllt mich eine große Dankbarkeit. Denn ich habe genau das bekommen! Es sind in diesem Jahr wirklich so tolle Freundschaften entstanden, sogar direkt hier in unserem Ort (das hatte ich ja kaum zu hoffen gewagt!). Wir verabreden uns zum Spazierengehen oder zum Mütterteam oder einfach so. Und eigentlich kam es sogar noch besser: Denn wir haben zusätzlich noch einen Ort gefunden, einen wunderschönen Ort in der Natur, an dem wir uns jederzeit treffen und das Leben genießen können. Und von diesem Ort, unserem Familien-Gemeinschaftsgarten möchte ich jetzt berichten.
Wie alles begann…
Eigentlich begann unsere Gartengeschichte im Winter. Schon länger hatten wir uns mit mehreren Familien regelmäßig getroffen, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Da es im Winter mit vielen Kleinkindern nicht so einfach war, einen geeigneten Ort zum Treffen zu finden, kamen wir auf die Idee, dass es doch toll wäre, ein Familienzentrum in unserer Nähe zu gründen. Es folgten weitere Treffen, in denen wir konkret überlegten, wie wir so etwas am besten anpacken könnten. Unser Traum war ein großes Haus, das mit vielen Räumen die Gelegenheit bot, sich zu treffen, aber auch Seminare und Kurse anzubieten oder ein Eltern-Kind-Café einzurichten. Ein tolles Extra wären natürlich auch ein Umsonst-Laden, ein Foodsharing-Fairteiler und regelmäßige Aktionen, von denen der ganze Ort profitieren könnte, wie z.B. Repair-Cafés.
Nachdem wir eine Weile überlegt und geträumt hatten, merkten wir schnell, dass uns der Weg zu weit erschien. Bis so ein Familienzentrum wirklich stand, würden vermutlich Jahre vergehen. Und wie viel Energie konnte jeder einzelne von uns wirklich aktuell in so ein Projekt geben? Wir haben alle kleine Kinder im Alter von 1-4 Jahren. Bei uns ist zum Beispiel auch noch nicht klar, wie unsere Lebenssituation in ein paar Jahren sein wird, wenn Lavanda schulpflichtig wird. Denn leider haben wir in direkter Nähe keine Freie Schule. Werden wir also noch weiterhin hier wohnen bleiben? Wer weiß…
Trotzdem genossen wir die gemeinsamen Treffen und wollten mehr davon. Aber wir merkten: Wir brauchen gerade kein Projekt für die Zukunft, sondern ein Projekt fürs Jetzt. So kamen wir auf die Idee mit dem Garten und träumten in diese Richtung weiter. Ich inserierte in unserem lokalen Mitteilungsblatt folgende Anzeige:
Grundstück im Grünen für Familien-Gemeinschaftsgarten gesucht! Wir sind 5 naturverbundene Familien aus der Umgebung Wilhelmsfeld/Neckargemünd und träumen von einem Ort in der Natur, an dem wir uns regelmäßig treffen und den wir mit unseren Kindern gestalten können. Gemüse- und Obstgarten anlegen z.B. Platz zum Spielen und Toben für die Kinder, gelegentlich Lagerfeuer, evtl. Bauwagen oder Jurte aufstellen. Wir freuen uns schon! Tel….
Unser Gartentraum wird wahr
Es meldeten sich daraufhin zwei Personen, darunter eine supernette Frau, die genau das erträumte Grundstück für uns hatte. Mitten im Grünen, außen herum Gärten, Wald und Schafsweiden. Der Garten ist wild bewachsen mit Bäumen, Bambus, Büschen und Verstecken jeder Art, zwischendrin Wiesen, eine Feuerstelle und kleine Terrassen. Wir haben die Freiheit, dort zu tun und lassen was wir wollen. Und es steht sogar bereits ein bewohnbarer Bauwagen im Garten. Mit Tisch und Bänken, Bett, kleiner Küchenzeile und Holzofen! Der Garten eignet sich damit also sogar für längere Winter-Treffen (oder Winter-Kindergeburtstage ;-)). Nach dem Spielen im Schnee könnten wir dann im beheizten Wohnwagen Kakao kochen (denn einen kleinen Gasherd gibt es dort natürlich auch!).
Hier ein paar Foto-Eindrücke von unserem Familien-Gemeinschaftsgarten:
Wie wir den Garten nutzen und was Clanleben für mich in der Praxis bedeutet
Das Gartenprojekt entstand, wie gesagt, aus dem Wunsch, einen Platz zu haben, an dem wir uns treffen und in Gemeinschaft das Leben genießen können. In der Praxis sieht das bisher so aus: Wenn das Wetter gut ist, macht irgendjemand den Vorschlag sich im Garten zu treffen. Das wird dann an mehrere befreundete Familien weiter kommuniziert und wir finden uns in einer großen oder kleineren Runde im Garten zusammen. Dann verbringen wir den Tag nach Lust und Laune mit
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am Gartentisch sitzen, essen und über Gott und die Welt quatschen (sehr beliebt ;-))
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an allen möglichen Ecken im Garten werkeln, Grünzeug zupfen, Beete anlegen, Himbeeren zurückschneiden…
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angeschleppte Regenwürmer bestaunen
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mit den Kindern spielen
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uns nach Zecken absuchen (eher unbeliebt ;-))
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Pläne schmieden darüber, was wir noch alles im Garten umsetzen wollen (Kräuterspirale, Kompostklo…)
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Gitarre spielen
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Lagerfeuer machen
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einfach da sitzen oder in der Hängematte liegen und mal nichts tun (auch sehr beliebt ;-))
Das schöne an unserem Gemeinschaftsgarten ist, dass nichts ein Muss ist, sondern alles spontan und nach Lust und Laune entstehen kann. Jeder von uns bringt einen anderen Impuls rein, einer hat vielleicht Lust, ein Feuer zu machen, der nächste spielt mit den Kindern. Wobei gerade die größeren Kinder auch viele Ecken finden und Ideen haben, um sich selbst zu beschäftigen.
Während Lavanda zum Beispiel hier zu Hause oft an mir klebt und will dass ich ihr etwas vorlese oder mit ihr spiele, ward sie sobald wir im Garten ankommen, quasi nicht mehr gesehen…
Das gemeinsame Begleiten der Kinder bringt eine unglaubliche Erleichterung mit sich und das ist für mich einer der Haupt-Vorteile am Clanleben. Ich weiß, dass die anderen Familien meine Einstellung zum bedürfnisorientierten Familienleben teilen. Ich weiß, dass sie respekt- und liebevoll mit meinen Kindern umgehen und ich habe vollstes Vertrauen dabei, ihnen meine Kinder anzuvertrauen. Die Kinder können davon profitieren, dass sie Impulse von verschiedenen Erwachsenen bekommen, anstatt nur von mir oder meinem Mann. Außerdem ermöglicht es ihnen auch Kontakt zu anderen Kindern (da einige von uns ja auch kita/kigafrei leben).
Natürlich sind die unter dreijährigen Kinder bisher noch hauptsächlich bei ihren Eltern, aber wir haben den Garten jetzt ja auch gerade mal 2 Monate. Und die meisten der Familien haben sich erst innerhalb des letzten Jahres untereinander kennengelernt. Wenn ich mir überlege, wie das in einem Jahr aussehen kann… Dann sind wir noch viel mehr zusammengewachsen, die Kinder sind älter und konnten auch eine bessere Bindung zu den anderen Erwachsenen aufbauen.
Ich persönlich bin auch ein großer Fan vom Gärtnern und Selbstversorgen. Deshalb habe ich im Garten bereits ein Beet angelegt, in dem wir Gemüse pflanzen. Hach, war das herrlich, mal wieder so richtig ausführlich in der Erde zu buddeln – irgendwie erdend! 😀 Es sind jetzt schon Lauchzwiebeln gesät, keimende Kartoffeln verbuddelt und Mais-, Bohnen und Zucchinipflänzchen gesetzt. Außerdem bin ich schon sehr gespannt und voller Vorfreude, wie die Himbeer- und Brombeersträucher, sowie die Pfirsich-, Apfel- und anderen Obstbäume (ich habe noch gar nicht so den Überblick, was es alles gibt!) tragen werden.
Der Garten eignet sich natürlich auch hervorragen als Ort um Geburtstage und andere Feste zu feiern. Ich liebe es, Familienfeste in der Natur zu feiern. Solche Feste gehören mit zu den schönsten meiner eigenen Kindheitserinnerungen! 🙂 Das sind einfach Tage, an die wir noch lange zurückdenken werden.
Außerdem könnten wir im Garten im hinteren Bereich noch kleine Wiesen-Terrassen anlegen, auf denen wir dann im Sommer auch zelten könnten. So ein paar Tage am Stück mit mehreren Familien dort zu verbringen, stelle ich mir auch grandios vor! Warum auch auf den Campingplatz fahren, wenn wir so einen schönen Ort so nah bei uns haben!? Und ein Planschbecken als Stausee-Ersatz lässt sich sicher auftreiben! 😀
Und jetzt du!
Wie du merkst, komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Warum ich das Ganze aber eigentlich hier schreibe, ist nicht, um dich neidisch zu machen, sondern um dich zu inspirieren!
Wenn dir der Gedanke gefällt, überlege doch mal, wie und wo DU so einen Familien-Gemeinschaftsgarten ins Leben rufen könntest. Wie du ja weißt, ist Vernetzung mein Hauptanliegen hier auf Mütterimpulse, weil es das Mamaleben einfach so ungemein bereichert!
Und glaube mir, wir waren am Anfang auch sehr skeptisch, ob wir wirklich bei uns in der Nähe so einen Ort finden würden… aber wir sind einfach losgegangen!
Und falls du denkst, so ein Garten ist mit großen finanziellen Belastungen verbunden: Wir bezahlen genau 10 symbolische Euro Pacht pro Jahr (verteilt auf 4 Familien!).
Deshalb überlege nicht lange herum. Auf meiner Vernetzungs-Landkarte haben sich inzwischen über 120 Mamas eingetragen, die Lust auf Aktionen mit Gleichgesinnten haben. Stehst du auch schon drauf? Oder gibt es vielleicht sogar eine Mama in deiner Nähe, die nur darauf wartet, von dir kontaktiert zu werden?
Du kannst auch sehr gerne in den Kommentaren unter dem Artikel schreiben, was du über so einen Gemeinschaftsgarten denkst. Ich bin gespannt und freue mich über viele Nachahmer! 🙂
Deine Sophie
Liebe Sophie,
was Du schreibst klingt wunderbar und so gut machbar.
Wir haben alle große Wünsche und Träume, aber was zählt sind die Schritte auf dem Weg dorthin.
Ich finde Dein Engagement klasse und freue mich, dass sich Dein Leben so in Fülle entwickelt.
Herzliche Grüße
Stefanie
Liebe Stefanie,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar und Viel Erfolg auch dir bei deinem Von-Herzen-Vegan-Clan. 🙂
Alles Liebe, Sophie