Wer sich dafür entscheidet, seine Kinder nicht in den Kindergarten zu schicken, sondern selbst zu betreuen, wird früher oder später mit der Frage konfrontiert, ob dies den Schuleintritt für das Kind dann nicht umso schwieriger mache. Denn es sei ja keine Gruppen gewohnt und nach einer relativ freien Kindheit könnte es schwierig sein, sich plötzlich an feste Regeln und Uhrzeiten halten zu müssen. Außerdem könnte die Trennung von den Eltern oder Bezugspersonen schwierig werden, die nun so lange und intensiv für das Kind da waren.

Und nicht zuletzt fehle dem Kind ja auch das Vorschuljahr im Kindergarten, in dem schon erste Aufgaben und Aktionen zur Vorbereitung und Einstimmung auf die Schule unternommen würden. Deshalb überlegen auch viele kindergartenfreie Familien, ihre Kinder zumindest das letzte Jahr doch noch in den Kindergarten zu schicken.

In diesem Artikel möchte ich euch davon erzählen, wie der Übergang von kindergartenfrei zur Schule bei unseren beiden Töchtern gelaufen ist. Und außerdem lasse ich noch ein paar andere kindergartenfrei Familien mit ihren Erfahrungen zu Wort kommen.

Kindergartenfrei in die Schule

Ein paar Hintergrundinfos zu unserer Kindergartenfrei-Geschichte

Ein kindergartenfreier Alltag war bei uns eigentlich gar nicht geplant gewesen. Doch bei Lavandas Eingewöhnung im Waldkindergarten merkten wir aus verschiedenen Gründen, dass wir uns nicht wohl dabei fühlten, sie in dieser Einrichtung betreuen zu lassen. Und da ich mit ihrer 1,5-jährigen Schwester Fleur zu dem Zeitpunkt sowieso noch zu Hause war, entschlossen wir uns dafür, auch Lavanda vorerst zu Hause zu betreuen. (Den ausführlichen Bericht kannst du im Artikel Unser Weg zu einem kindergartenfreien Alltag nachlesen.)

Ich gründete eine Waldspielgruppe und mit Hilfe von Mütterteam und Gemeinschaftsgarten baute ich mir in den nächsten Jahren ein gutes Netzwerk aus gleichgesinnten Familien auf. Nebenher begann ich selbständig online zu arbeiten, sodass ich sehr zufrieden mit unserem kindergartenfreien Alltag war und weiterhin keinen Grund sah, etwas zu ändern.

Dies änderte sich jedoch 2019 gegen Ende des sechsten Lebensjahres von Lavanda, die dann selbst den Wunsch formulierte, in den Kindergarten zu gehen, um dort täglich die Gelegenheit zu haben, mit anderen Kindern zu spielen. Tatsächlich waren die Kontakte mit kindergartenfreien Kindern in ihrem Alter etwas rar geworden und so entschlossen wir uns, dem Kindergarten nochmal eine Chance zu geben, allerdings in einer anderen Einrichtung.

Dass Fleur dann ebenfalls mit ihrer Schwester gehen wollte und würde, war für uns klar, da die beiden schon immer eine sehr enge Bindung hatten und diese durch die kindergartenfrei Zeit natürlich noch verstärkt wurde.

So begannen wir im Januar 2020, um den 6. und 4. Geburtstag der beiden, doch noch mit dem Kindergarten (siehe auch mein Blogartikel Vom richtigen Zeitpunkt – Warum unsere Kinder jetzt im Kindergarten sind).

So richtig glücklich waren wir Eltern auch mit diesem Kindergarten nicht, aber die Kinder gingen gerne hin, also beließen wir es vorerst dabei. Doch nach sechs Wochen folgte durch die Corona-Pandemie im März 2020 der erste Lockdown und die Kinder blieben wieder zu Hause.

Wir hatten den kindergartenfreien Alltag zurück und genossen den Frühling in vollen Zügen, werkelten viel im Garten und beschlossen dann, die Kinder auch noch länger zu Hause zu lassen. Für Lavanda würde im Sommer 2020 sowieso die Schule beginnen und bis dahin waren noch ein paar Familien-Gemeinschaftsurlaube geplant, sodass die Zeit gut ausgefüllt war und wir die restlichen Tage ohne Kindergarten nochmal genießen wollten.

Und auch Fleur ging nach Lavandas Schuleintritt (unter anderem coronabedingt), bis zu ihrer Einschulung 2022 nur noch sehr selten und für wenige Stunden in den Kindergarten. Seit dem Herbst 2021 war sie, glaube ich, gar nicht mehr dort.

Unsere Kinder waren also streng genommen beide nicht komplett kindergartenfrei, sondern hatten bereits für ein paar Wochen den Alltag im Kindergarten erlebt. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass diese Erfahrung einen Unterschied im Bezug auf ihren Schulanfang gemacht hat. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, unsere Geschichte trotzdem unter dem Aspekt „Kindergartenfrei in die Schule“ hier zu teilen. Vielleicht ist er für manche Familien hilfreich.

Lavandas Schulanfang an der Waldorfschule

Wie viele kindergartenfreie Familien, beschäftigten auch wir uns schon lange mit dem Thema „alternative Schulformen“ bzw. Freilernen. So schauten wir uns viele Freie Schulen in der Umgebung an und entschlossen uns letztlich dafür, Lavanda an einer kleinen Freien Waldorfschule anzumelden.

Da ich selbst auf der Waldorfschule war und meine Schulzeit schön in Erinnerung habe und uns die Schule in der Nähe in vielen Punkten gefiel (siehe auch mein Artikel Lavanda kommt auf die Waldorfschule), nahmen wir dafür sogar 35 min Fahrtweg in Kauf.

Dass Lavanda schulreif war, war für uns sehr deutlich. Sie hatte sich in den letzten Jahren mehr oder weniger selbst das Lesen und Schreiben beigebracht und las inzwischen ihrer Schwester schon ganze Bücher vor. Außerdem wurde sie immer selbstständiger und konnte es auch wirklich kaum erwarten, endlich in die Schule zu kommen. Sie freute sich schon sehr darauf und hatte ihren zukünftigen Klassenlehrer vom ersten Kennenlerntermin auch gut in Erinnerung behalten. Außerdem kannte sie einen Jungen aus dem Ort, der ebenfalls in ihre Klasse kommen würde.

In großen Gruppen und mit fremden Erwachsenen verhielt sie sich zwar weiterhin anfangs sehr schüchtern, aber sobald das Eis gebrochen war, spielte sie auch mit noch fremden Kindern und Erwachsenen sehr offen und gerne.

Über den Tag ihrer Einschulung schrieb ich am Tag danach auf Facebook:

„Gestern wurde Lavanda an der Waldorfschule eingeschult. Bei anfänglichem Nieselregen, der aber zum Glück bald aufhörte, fand die Einschulungsfeier auf der Wiese statt.

Zuerst führten die Schüler der Klassen 2-5 uns etwas vor, und die Lehrer erzählten ein paar kleine Geschichten, um die Erstklässer an der Schule willkommen zu heißen.

Dann wurden die neuen Schüler einzeln aufgerufen, um mit ihrem Gang durch den wunderschönen Blumenbogen symbolisch ihren Eintritt in die Schule zu zelebrieren.

Lavanda fiel das nicht leicht. Sie blickte zunächst schüchtern zu Boden und wollte nicht gehen. Glücklicherweise hat sie einen ganz wunderbar einfühlsamen Lehrer, der ihr überhaupt keinen Druck machte, sondern im Gegenteil, ihr erstmal mehr Zeit schenkte, indem er die anderen Schüler zuerst aufrief und sich dann auf Augenhöhe vor sie hinkniete und ruhig mit ihr sprach. Sie traute sich immer noch nicht, doch auch das war ok. Der Lehrer schickte dann ein Mädchen aus der zweiten Klasse, um sie an der Hand zu nehmen, doch auch die war ja noch fremd für Lavanda, sodass sie zögerte.

So ging ich schließlich Hand in Hand mit ihr gemeinsam durch den Blumenbogen und begleitete sie bis zur Bank, auf der ihre zukünftigen Klassenkameraden auf sie warteten. Nachdem sie neben ihrem Freund, den sie schon seit einigen Jahren kennt, sitzen konnte, war es dann auch ok für sie, mich wieder gehen zu lassen. Kurz darauf lauschte sie lachend dem Märchen von Frau Holle, das ihr Klassenlehrer zu erzählen begann.

Für den zweiten Teil der Geschichte, verabschiedeten sich die Kinder und zogen sich für ihre erste Schulstunde gemeinsam mit den Lehrern in die Jurte zurück.

Strahlend kam Lavanda von ihrer ersten Schulstunde wieder nach draußen und abends schrieb sie in ihr neues Freundebuch auf der „Über mich“-Seite, bei der Frage nach ihrem schönsten Erlebnis: Meine Einschulung.

Ich bin so happy, dass wir so einen wunderschönen Schulort für Lavanda gefunden haben und freue mich, dass ihr Klassenlehrer mit den Kindern so toll in Beziehung gehen kann.“

Später erfuhr ich von Lavandas Lehrerin rückblickend, dass sie sehr überrascht war, weil Lavanda ja bei der Einschulung anfangs so zurückhaltend war und mit der Beobachtung von den ganzen Eltern und Schülern nicht so klar kam, jedoch als sie dann mit der Klasse in der Jurte waren und sich unterhielten und ein paar Fragen stellten, wäre Lavanda die erste gewesen, die den Finger gestreckt hätte und etwas sagen wollte. Für mich keine Überraschung: Das Eis war gebrochen, sie fühlte sich nun sicher und von da an war es nie wieder ein Problem für sie, sich von uns zu trennen, um in die Schule zu gehen.

Im Gegenteil, Lavanda ging immer sehr gerne zur Schule und war fast traurig, wenn Wochenenden oder Ferien waren. Sie fand viele Freunde, war offen und hilfsbereit, im Unterricht engagiert dabei und so auch von den Lehrern eine angenehme und geschätzte Schülerin (zumindest haben wir nie Gegenteiliges gehört).

Jetzt könnte man ja denken, ok, der Schulanfang in einer Freien Schule mag ja auch speziell sein und nicht unbedingt mit einem Schulanfang an der Regelschule zu vergleichen.

Doch da Fleur im Sommer 2022 auf einer ganz normalen Dorf-Grundschule ihren Schulanfang hatte, möchte ich nun auch davon berichten.

Fleurs Schulanfang auf der Grundschule

Als Lavanda in die Schule kam, war es für Fleur teilweise ziemlich schwer, nun den ganzen Vormittag ohne ihre Schwester zu sein. Daher wäre sie am liebsten auch direkt mit in die Schule gegangen und im Prinzip kann man sagen, dass sie die ganzen zwei Jahre nur so darauf hingefiebert hat, dass sie auch endlich in die Schule kommt. Natürlich bekam sie auch mit, wie begeistert Lavanda von ihrer Schulzeit berichtete und was sie dort alles Schönes erlebte.

Und dadurch, dass Lavanda coronabedingt immer wieder im Homeschooling war (was Fleur natürlich riesig freute), lernte Fleur auch mit Begeisterung einiges von Lavandas Schulstoff einfach mit. Zuletzt war Lavanda von den Weihnachtsferien bis Mai 2022 im Homeschooling, was wir als Familie wieder sehr genossen. Da die Schule keinen Druck machte und kaum Aufgaben schickte, war es ein bisschen, wie die kindergartenfreie Zeit nochmal zurückzuhaben. 🙂

Fleur lernte in der Zeit mit großer Freude die gleichen Englischvokabeln wie ihre Schwester und vertiefte auch das Lesen und Schreiben immer weiter, sodass sie bei ihrer Einschulung dann ebenfalls beides schon gut beherrschte.

Ein weiterer wunderbarer Beweis für uns, wie gut das Freilernen funktionieren kann und mit welcher Begeisterung und Leichtigkeit Kindern eigentlich lernen WOLLEN.

Die lange Zeit im Homeschooling machte uns aber auch nochmal bewusst, wie entlastend es war, nicht täglich den langen Schulweg zu haben (da zur Schule von uns aus kein Bus fuhr, musste Lavanda immer mit dem Auto gebracht werden). Außerdem gab es einige weitere persönliche Gründe, die uns über einen Schulwechsel zu Fleurs Schulbeginn nachdenken ließen. Unter anderem sollte im Nachbarort eine Freie Waldschule starten, an der wir sehr interessiert waren. Allerdings stellte sich dann heraus, dass sie nur mit den Klassen 1+2 beginnen würde und Lavanda kam ja bereits in die dritte Klasse.

Ziemlich kurzfristig entschieden wir uns dann noch in den Sommerferien trotz einiger Vorbehalte für den Wechsel auf die Dorf-Grundschule.

Wie schon geschrieben, konnte Fleur ihre Einschulung ja kaum erwarten, sie fieberte richtig auf den Tag hin und dem machte auch unsere Entscheidung zum Schulwechsel keinen Abbruch. Auch Lavanda war demgegenüber offen und freute sich zum Glück auch auf die neue Schule (auch sie war froh, dass die langen Fahrten wegfielen und kannte schon einige Kinder auf der Grundschule).

Fleur startete direkt mit der 2. Klasse

Als dann der Schulstart schon knapp bevor stand, kamen meinem Mann und mir immer wieder Zweifel, ob sich Fleur in der ersten Klasse einer staatlichen Grundschule mit ihrem Wissensstand nicht doch langweilen würde. Auf der Waldorfschule wäre der Fokus im ersten Jahr nicht so sehr ausschließlich auf Lesen, Schreiben und Mathe gelegen, sondern Fächer wie Handarbeit, Kräuterprojekt, Flöten und viel Draußen-Zeit hätten für mehr Abwechslung gesorgt.

Doch an der Dorf-Grundschule wurden eben Lesen, Schreiben und Rechnen lernen im ersten Schuljahr fokussiert. Der Gedanke, dass Fleur nun mit den anderen Erstklässlern beim Lesen und Schreiben wieder mit dem Buchstaben A beginnen sollte, weckte bei uns so einige Bedenken. Fleur war einfach schon so weit und wissbegierig und logisch im Denken, dass wir das Gefühl hatten, Unterforderung würde ihr nicht gut tun.

Als wir die Schulleitung mit unseren Gedanken konfrontierten, dass es für Fleur vielleicht besser wäre, direkt mit der zweiten Klasse zu starten, stießen wir erst auf ziemliche Ablehnung demgegenüber. Man könne das ganze ja bis zu den Herbstferien beobachten und dann entscheiden, hieß es. Für uns schien es aber keine gute Lösung zu sein, sie zuerst an die eine Klassengemeinschaft zu gewöhnen und dann nach zwei Monaten die Klasse zu wechseln. Ich hätte vermutlich nachgegeben, aber mein Mann blieb standhaft (zum Glück!) und so willigte die Schulleitung ein, vor der Einschulung zwei Termine mit den Erstklasslehrerinnen zu vereinbaren, um Fleurs Wissensstand zu überprüfen und besser einschätzen zu können.

Bei diesen Terminen wurde dann festgestellt, dass sie ja wirklich schon sehr weit war (Überraschung!) und so folgte die Zustimmung, dass man es ja – mit Vorbehalt erstmal bis zu den Herbstferien – doch direkt mit der zweiten Klasse versuchen könnte. An der Einschulung nahm Fleur jedoch trotzdem mit der ersten Klasse teil, um das Erlebnis Einschulung mit anschließender ersten Schulstunde zu haben. Das fanden wir auch alle gut und richtig so und Fleur hat sich auch sehr auf den Tag gefreut.

Da sie auch schon eine Freundin aus dem Ort hatte, die in die zweite Klasse ging, freute sie sich auch darauf, dann in ihre Klasse zu gehen und durfte auch direkt neben ihr sitzen. In den Pausen freute sie sich vor allem darauf, mit ihrer Schwester zu spielen und somit hatte sie auch überhaupt keine Probleme mit der Trennung von uns bzw. dem Übergang von kindergartenfrei zur Schulzeit.

Übrigens hat sich schnell bestätigt, dass die Entscheidung, direkt mit der 2. Klasse zu starten, für sie richtig war und noch heute, ein halbes Jahr nach ihrem Schulstart, gehört sie zu den besten Schülerinnen der zweiten Klasse und hat überhaupt keine Schwierigkeiten mit Deutsch, Mathe und Co.

Was noch einmal deutlich zeigt, dass kindergartenfreien Kindern das Vorschuljahr im Kindergarten überhaupt nicht fehlen muss, sondern sie auch zu Hause genauso gut (manchmal vielleicht sogar noch besser?) die ersten „Vorschul-Übungen“ machen können.

Übrigens habe ich zeitgleich von einer anderen Mama, die ich über Instagram kennengelernt habe, genau die gleiche Geschichte erfahren: Ihr kindergartenfreier Sohn wurde ebenfalls direkt in die zweite Klasse eingestuft, weil er vorher aus eigener Motivation schon so viel Schulstoff gelernt hatte.

Fazit: Übergang zur Schule für unsere Kinder ohne Probleme

Für meine Töchter kann ich sagen, dass der Übergang vom kindergartenfreien Alltag zur Schule mit Leichtigkeit gelungen ist und sie beide überhaupt keine Schwierigkeiten hatten, sich im neuen Schulalltag einzufinden. Im Gegenteil sie gingen von Anfang an gerne in die Schule und tun das bis heute.

Da das natürlich nur unsere persönliche Geschichte ist, möchte ich nun noch ein paar weitere Mütter aus kindergartenfreien Familien zu Wort kommen lassen und freue mich auch, wenn noch weitere Erfahrungsberichte in den Kommentaren dazukommen.

Wie lief der Schulstart bei anderen kindergartenfreien Familien?

Corinna erzählt:

„Nach 6 Jahren Kindergartenfrei hatten wir vor ein paar Tagen die Einschulung. Wir hatten kaum Kontakt zu anderen Kindern gehabt und ich hatte so eine Angst wegen der Einschulung, dass alles nach hinten losgeht!

Aber das Gegenteil war der Fall: Meine Tochter hat alles so gut gemeistert!

Wir haben jetzt paar Tage Schule hinter uns und ich bin sehr überrascht: meine Tochter hat nicht mal ein Tränchen fließen lassen und wollte sogar am Samstag in die Schule! Und als ich am Sonntag sagte, dass morgen wieder Schule ist, sagte sie: „Oh, endlich wieder Schule morgen!“

Ich bin sehr stolz auf sie, ich hatte so Angst, dass es nichts wird. Da sieht man mal, wie sehr man sich täuschen kann.“

Nicole berichtet:

„Meine Tochter wurde vor einem Monat eingeschult und ist zudem ein ziemliches Mamakind. Der Schnuppertag war schlimm, sie hat erstmal die Hälfte der Zeit geklammert, bis sie doch noch rein ging.

Bei der Einschulung jedoch hat sie super mitgemacht, hatte keine Angst und war positiv aufgeregt. Sie hatte einen tollen Tag und geht seitdem recht gerne zur Schule.

Nach der Schule will sie aber ganz schnell heim, weil sie die vielen Reize verarbeiten muss. Wir nehmen uns für die Zeit auch nichts vor und erholen uns alle etwas. Ab 16 Uhr ist sie dann wieder gut drauf und spielt mit ihren Freunden.
Es ist eine große Umgewöhnung, aber es kann auch als Kitafrei-Kind sehr gut klappen.“

Erfahrungsbericht von Katja:

„Ich habe drei Jungs kindergartenfrei als Mama begleitet. Es war die schönste Zeit meines Lebens! Spielzeug, Freunde, Musik, Ernährung… alles lag in meiner Hand. Ich habe es für mich als Mutter als einen absoluten Zugewinn empfunden, 24h mit meinen Kindern zusammen zu sein (wir schlafen außerdem in einem großen Familienbett zusammen). Wir hatten dabei immer einen strukturierten Alltag mit genauen Essens- und Spielzeiten, wann sie Flöte üben usw.

Keiner meiner drei Jungs hatte Probleme beim Schuleintritt und sie sind sehr gute, motivierte Schüler. Sie kamen alle in eine ganz normale Regelschule. Geradezu wissbegierig waren sie, Neues zu entdecken und zu lernen.

Mit der weiterführenden Schule kamen dann viele „fremde“ Dinge in unsere Familie, mit denen man sich als Mutter dann auch auseinandersetzen muss: Handy, Computerspiele, ungesundes Essen…. Als Mutter muss man dann viel ins Gespräch gehen und teilweise auch einfach loslassen.

Unsere kigafreie Zeit bewahre ich als unseren „Schatz“, auch wenn die Kinder andere Wege zu gehen scheinen, kommen sie doch irgendwann zu ihrem Ursprung zurück.“

Martha erzählt:

„Total super hat das an einer freien Naturschule geklappt. Okay gut, wir kannten schon einige an dieser Schule, aber unser Kind hat sich sofort mit anderen Kindern angefreundet und sie sind ein Herz und eine Seele. Es gab für unser Kind gar keine Schwierigkeiten, anzukommen. Wir haben uns gemeinsam auf die Einschulung gefreut und sie geht seit dem ersten Tag an gerne in die Schule. Ich kenne kein Kind was nicht gerne in DIESE Schule geht.“

Und Bloggerin Fiona von unverbogenkindsein berichtete mir im September 2022:

„Kindergartenfrei, das heißt neben vielen bereichernd Erfahrungen auch, es noch nicht unbedingt zu kennen, alleine in eine Kindergruppe zu gehen. Unsere Tochter ging zwar seit dem Vorschuljahr eine Stunde die Woche in die Musikschule, aber sie brauchte Zeit zur Eingewöhnung und tat sich mit fremden (und vor allem vielen) Leuten immer noch schwer, also machte ich mir Sorgen, wie es mit dem Schulstart sein würde.

Vor allem ihre Schüchternheit machte mir Gedanken. Würde sie überhaupt mit in die Klasse gehen? Vorfreude war tatsächlich kaum da. Allerdings vor allem, weil wir das Schulsystem generell kritischer betrachten. Zu gerne hätte ich Schulfrei an Kindergartenfrei angeschlossen, doch Auswandern ist keine Option für uns.

Die Bedenken waren schließlich unnötig: aufgeregt, aber fröhlich ging unser Kind am Einschulungstag in die Klasse, und kommt jeden Mittag seither glücklich aus dem Gebäude herausgelaufen. Sie hat eine wundervolle Lehrerin, viel Spaß beim Lernen und schnell Freund*innen gefunden. Ich glaube, dass der Kindergartenfreie Weg genau richtig war, sie in ihrem Tempo zu stärken. Unser Kind besucht derzeit eine freie, sehr bindungsorientierte Waldorfschule.“

Schulfrei nach Kindergartenfrei?

Tatsächlich geht es vielen kindergartenfreien Familien ähnlich wie Fiona, dass sie ihren Weg am liebsten schulfrei weitergehen würden. Deshalb wählen viele dieser Familien dann auch freie Schulen für ihre Kinder aus, so lange Reisen oder Auswandern keine Option für sie ist. Das ist auch nicht verwunderlich, denn wenn man sich mal kritisch mit dem Schulsystem auseinandergesetzt hat, und auf der anderen Seite mit den Kindern das freie Leben und Lernen erfährt, fällt es oft schwer, sie am Ende doch in der staatlichen Grundschule dem System zu überlassen.

Freie oder staatliche Schule?

Nachdem wir nun mit beiden Schularten Erfahrungen gesammelt haben, werde ich immer wieder gefragt, was ich eher empfehlen würde: Die Freie Waldorfschule oder die staatliche Grundschule. Die Frage lässt sich jedoch nicht so pauschal beantworten. Und schon gar nicht lässt sich aus unseren Erfahrungen eine Empfehlung für andere ableiten. Denn wie immer kommt es auf die genauen Umstände an: Was für ein Kind ist es? Was wünschen sich die Eltern? Wie sind die Lehrer drauf? Wie sind die örtlichen Begebenheiten? Wo sind die Freunde? Wie leicht tut sich das Kind mit Schulstoff? Wie sieht die finanzielle Situation aus?

Wie schon geschrieben, sollte es für uns zu Beginn unbedingt eine freie Schule sein. Der erste Info-Termin an der Grundschule war sehr enttäuschend gewesen und von unserem Denken her schien eine freie Schule einfach viel besser zu uns zu passen. Doch im Laufe der Jahre zeigten sich einfach auch viele Dinge an der freien Schule, die uns nicht so gefielen. Ob es nun an einzelnen Lehrern lag oder daran, dass die Schule noch so jung und der Vorstand einfach überfordert war, ob es am Waldorfkonzept an sich lag, zudem noch die Hürden der Corona-Zeit, dann die weite Anfahrt (noch dazu bei höchsten Benzinpreisen)… es kam einfach einiges zusammen.

Und trotz all unserer Bedenken (und vielen Aspekten, die wir immer noch kritisch sehen!) stellte sich nun heraus, dass unsere Kinder auch an der staatlichen Grundschule für den Moment glücklich sind. Und das ist ja die absolute Hauptsache. Wie es dann in 1,5 Jahren weiter geht, wenn Lavanda auf die weiterführende Schule kommen wird, steht sowieso noch in den Sternen. 😉

Auch hier hat sich also für uns gezeigt, dass es manchmal gar nicht so viel hilft, alles tausendmal zu überdenken, sondern dass man manche Wege einfach gehen muss, um die Erfahrung zu machen und dann wieder neu zu entscheiden und anzupassen, wie es sich für alle Familienmitglieder stimmig anfühlt.

Von daher würde ich empfehlen: Schaut euch alle Schulen genau an, die in Frage kommen, besucht Info- und Schnuppertage, lernt das Lehrpersonal kennen, tauscht euch mit anderen Eltern aus, deren Kinder die Schule besuchen… und dann entscheidet aus dem Bauch heraus, mit dem Wissen, dass es keine endgültige Entscheidung sein muss.

Übrigens, weil sich manche vielleicht noch die Frage stellen, wie der Übergang für Lavanda war, von der Waldorf- zur staatlichen Schule: In Mathematik war sie zu Beginn der dritten Klasse etwas hinterher, aber das holte sie innerhalb von wenigen Wochen gut auf. Ansonsten war es vom Schulstoff her kein Problem. Und was den Rest angeht, war das Außengelände an der Waldorfschule natürlich viel schöner (vergleiche großzügige Wiesen und Weiden mit Schulpferden, Schulacker, Bienen, Kräuterspirale, Obstbäumen usw. mit geteertem Schulplatz plus Mini-Spielplatz…) und sie fand es schön, dass an der Waldorfschule generell mehr Draußen-Projekte, Wanderungen usw. stattfanden. Aber wie gesagt, ist sie froh, dass die lange Anfahrt wegfällt und fühlt sich ansonsten sehr wohl in der Grundschule. Und viel Wald und Natur haben wir ja zum Glück auch direkt hinter dem Haus.

Schwieriger Schulbeginn kommt auch bei Kindergartenkindern vor

Die Beispiele vom Schulstart aus diesem Artikel sind alle positiv. Doch natürlich gibt es auch kindergartenfreie Kinder, denen der Schulstart schwer fällt. Dies ist jedoch genauso bei Kindergartenkindern der Fall. Ich habe schon einige Erfahrungsberichte von Müttern gelesen, deren Kindergartenkinder anfangs täglich geweint haben, als sie sich am Schultor von ihnen trennen sollten. Doch wenn das gleiche bei kindergartenfreien Kindern passiert, wird es leider ganz schnell nur darauf geschoben, dass sie ja nicht im Kindergarten gewesen wären…

Alle Kinder sind unterschiedlich und das ist schön. Es gibt zurückhaltende kindergartenfreie Kinder genauso wie schüchterne Kindergartenkinder. Es gibt die Rabauken im Kindergarten, genauso wie diese in Selbstbetreuung. Manche Kinder lieben große Gruppen, andere meiden sie lieber. Ich denke es spielt auch eine große Rolle, ob ein Kind mit vielen Geschwistern (Cousinen…) aufwächst oder vielleicht eher isoliert. Ob die Eltern sich viel Zeit für das Kind nehmen und es bindungsorientiert aufwächst, oder nicht…

Und ich finde, manchmal wird von den Kindergarten-Befürwortern übersehen, dass viele Kinder, die früh in die Kita gehen, dann zwar vielleicht keine Probleme beim Übergang in die Schule haben, aber dafür die Eingewöhnung in der Kita von zahlreichen Tränen begleitet war. Ist das besser? Ich denke nicht. Und doch ist das für viele „normal“.

Die „Schulreife“ kommt früher oder später bei jedem Kind

Was mir noch wichtig ist, zu schreiben: Bitte gib dein Kind nicht ausschließlich in den Kindergarten, weil du denkst – oder dir gesagt wird – dass es dann mit dem Schuleintritt leichter wird, wenn du (oder dein Kind) eigentlich lieber kindergartenfrei bleiben würdest.

Ein vier- oder fünfjähriges Kind macht noch so einen großen Entwicklungssprung, bis es dann sechs oder sieben Jahre alt ist!

Manchmal kann man sich das vielleicht nicht vorstellen und denkt „oje, er ist keine Gruppen und keine Fremdbetreuung gewohnt, ich habe Angst, dass er für immer an meinem Rockzipfel hängen wird“, aber nein, keine Sorge, das wird garantiert nicht passieren. Früher oder später wird sich jedes Kind Schritt für Schritt lösen und vielleicht wirst du überrascht sein, wie schnell es plötzlich gehen kann.

Und auch so Dinge wie: „In der Schule muss sie sich auch an Gruppenregeln halten und darum fangen wir lieber im Kindergarten schon damit an“ halte ich für großen Quatsch. Lass dein Kind frei aufwachsen und das Leben genießen, so lange es geht. Es wird früh genug mit dem System und den gesellschaftlichen Konventionen in Kontakt kommen. (Davon abgesehen, dass es in den meisten Familien ja auch schon gewisse Regeln gibt, an die sich das Kind zu halten lernt.)

Von daher: Mach die Entscheidung ob Kindergarten oder Kindergartenfrei nicht von der Schule abhängig, sondern triff sie für eure jetzige Situation und spüre rein, was aktuell besser zu eurem Familienalltag passt. Und wenn sich was ändert, könnt ihr wieder anpassen und neu entscheiden.

Und falls die Schulpflicht schon ansteht und dein Kind noch nicht bereit dafür scheint, kannst du nach Rückstellungsmöglichkeiten oder alternativen Schulen schauen, dich mit dem Thema Freilernen auseinandersetzen, oder dich einfach offen der Herausforderung hingeben und dein Kind im staatlichen Schulsystem bestmöglich weiter auf seinem Weg begleiten.

Ich wünsche euch alles Gute!

Hast du selbst schon ein kindergartenfreies Kind, was inzwischen in die Schule geht? Dann berichte doch in den Kommentaren von deinen Erfahrungen. Das würde mich – und sicher auch die anderen Leserinnen – sehr freuen. Danke!

Kindergartenfrei in die Schule – wie der Übergang bei uns gelaufen ist
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3 Kommentare zu „Kindergartenfrei in die Schule – wie der Übergang bei uns gelaufen ist

  • 2024-01-09 um 08:59 Uhr
    Permalink

    Danke!!!

    Ich fühle mich schon die ganze Zeit so schlecht,weil ich denke, vielleicht mache ich alle verrückt. Kind in die Kita oder nicht, Kita gewechselt und doch nicht zufrieden…..

    Bleibt sie lieber zu Hause? Wie wird es dann in der Schule für Sie? Hat sie genug Kontakte?

    Aber jetzt weiß ich, ich bin nicht alleine;)))))) Danke

    Mein Gefühl sagt eigentlich, keine Kita ,außer sie möchte unbedingt. Am besten wäre 1 oder 2 x die Woche;) und es ist auch so furchtbar früh morgens….

    Musikunterricht und turnen hat sie ja auch in der Gruppe… wo sie gerne hingeht ! Und treffen mit gleichaltrigen hat sie zudem noch durch verwandte und ihre Kinder und Freundin im Ort. Braucht sie unbedingt eine Kita Gruppe?
    Ja klar,wenn ich arbeiten müsste! Dann ja oder wenn ich nichts mit ihr machen unternehmen würde/könnte …..dann ist es für ein Kind wahrscheinlich besser in der Kita. Aber wir sind eigentlich total glücklich zu Hause und zusammen:) wir sind keine Frühaufsteher….
    Wir spielen, lernen, backen, kochen, putzen und unternehmen was.

    Sie möchte gerne zu Hause bleiben. Nur würde es dann direkt mit der 1. klasse losgehen,was wenn das nicht klappt?!

    Antworten
    • 2024-01-11 um 11:35 Uhr
      Permalink

      Danke für deinen Kommentar. Wie alt ist denn deine Tochter aktuell? Ich finde in den Jahren zwischen 4 und 6 tut sich nochmal so viel, was die Reife angeht und viele Kinder, die sich mit 4 oder mit 5 noch schwer tun mit fremden Gruppen, sind dann mit 6 oder 7 so weit. 🙂

      Antworten
      • 2024-04-24 um 19:28 Uhr
        Permalink

        Was für ein wertvoller Beitrag! Danke dafür 🙂

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